Auf den nächsten Seiten finden Sie Impulse aus den letzten Jahren der Hauskreis-Arbeit von Jens Plinke, die ihm besonders wichtig geworden sind:
- Ein Interview zum Thema: "WENN HAUSKREISE STERBEN"
Jens
Plinke
Steinäckerstr. 11
72810 Gomaringen-Stockach
Achtung !
Tel.: 07072 12 69 89 neu!
Fax: 07072 12 69 88
neu!
Lieber Herr
Klenk!
Nun will ich
Sie nicht schon wieder warten lassen - die anderen Fragen an mich will ich
beantworten, wenn ich das nächste Heft Bibel aktuell herausgebracht habe. Sie
sehen, ich habe immer noch in meinem neuen Rentnerstand Vorträge und Arbeit.
Außerdem wird meine Schwiegermutter am Sonntag 100 Jahre alt, da gibt es noch
eine Menge vorzubereiten in unserer großen Familie.
Darum jetzt
meine Einschätzungen - so ein wenig aus dem Ärmel meiner langjährigen
Erfahrungen heraus formuliert:
(1) Das mag
in der Tiefe eines Hauskreisgeschehens ein wichtiger geistlicher Grund zu sein,
dass man Veränderungen durch die Berührung mit dem Glauben zwar "an sich"
ersehnt - aber dann doch lieber mit den übrigen Gemeindegliedern hält: Es ist
leichter, in die Kirche zu gehen, als sich durch deren Botschaft faszinieren und
gar ändern zu lassen! Ich würde von daher eine 2
geben
(2) Dies
scheint mir einer der Hauptgründe zu sein: Hauskreise werden zwar - als
Schattengewächse - mehr oder weniger gerne in einer Gemeinde geduldet. Aber es
fehlt an einem geistlichen Konzept, was die Hauskreise in einer Gemeinde
geistlich vorantreiben könnten. Genauer: Es fehlt an einer Aufgabenbeschreibung
über die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Hauskreise und auch der
Kirchengemeinde (wie zB. regelmäßige Mitwirkung am Gottesdienst - Kontakte zu
Tauf- oder KonfirmandenEltern - regelmäßige Teilnahme an Mitarbeitervesammungen
der Gemeinde oder gar an Gemeindeversammlungen usw.) Ich würde hier eine
4 geben.
(3) Das ist
meine Beobachtung in den meisten Gemeinden und Hauskreisen, dass man sich nie
die Frage stellt: "Wo möchte Jesus uns in....einem Jahr/in fünf Jahren wohl
haben? Wie soll es dann bei uns aussehen?" Die Sache mit den Visionen ist sehr
unterbelichtet, darum auch hier ein 4
(4) Die
meisten Hauskreise bei uns haben keine bewußte Leitungsperson - aus vor zu
starker Verantwortung bzw. Bevormundung. In der Regel sind es dann mehrere
Personen, die sich miteinander für den Vollzug eines Hauskreisgeschehens
verantwortlich fühlen. Dabei geht man bewußt eigentlich nie "gabenorientiert"
vor. Auffallend ist für mich gewesen, dass in der Regel bei sterbenden
Hauskreisen die Zahl der Passiven zu groß ist. Darum noch einmal
eine 4
(5) Die
Schulungsbereitschaft der Hauskreisteilnehmer ist immer wieder ungenügend und
wird in der Regel auch von den Gemeinden nicht gefördert. Darum habe ich immer
wieder zahlreiche Wochenend-Seminar-Angebote gemacht - meist mit mäßigem Zulauf,
bezogen auf die ca. 5000 Hauskreise bei uns in Württemberg. Was aber sehr gut
angenommen wurde, war der "Hauskreis-TÜV" - eine Standortbestimmung eines
bestimmten Hauskreises vor Ort. Von daher Note 4-5
(6)
Mein Ratschlag war: nicht mehr als eine schwierige Person in einem
Hauskreis - mehr verträgt er auf Dauer nicht, da er ja kein Therapiekreis ist.
Oft sind es aber gerade seelsorgerliche "Schwerbrocken", die die Gemeinschaft
eines Hauskreises als Familien- oder Freundeskreis-Ersatz suchen und die
Teilnehmer mit ihrem bombastischen Leid immer wieder erdrücken. Solch eine
seelsorgerliche Überbelastung für oft zu einer langsamen Auszehrung der
Hauskreisvitalität und es fehlt das "know-how", mit solchen Problemen christlich
umzugehen. (Das war öfter Schwerpunkt eines TÜV-Abends!) Note
4
(7) kann ich
nicht viel mit anfangen! Wie sollte sich geistliche Verantwortung äußern und wem
gegenüber? Hauskreise sind ein Pool von Menschen, die auf der Suche nach Gott
und Jesu Reich der göttlichen Möglichkeiten mitten unter uns immer wieder auch
finden. Das gilt es in den abendlichen Austausch zu bringen. Dies geschieht
überwiegend auch - das Deute-Geschäft auf Gott hin.
(8) Mit
Konflikten gehen Christen wohl besonders schwer um: EIN CHRIST STREITET NICHT!
Da fehlt es - wie in den Ehen ja auch - an Schulung und Schulungsangeboten -
evt. unter der Überschrift: "Die Kraft der Versöhnung" - Das habe ich oft
gemacht - übrigens auch in TÜV-Verfahren, wenn ich dafür plädierte, dass man
immer wieder eine Bedürfniserhebung im Hauskreis macht. Note
4-5
(9) siehe
vorherige Feststellung
(10) Ich habe
viele Hauskreise aus einer Generation und einer Lebensituation erlebt - aber
erstaunlicherweise auch manche mit zwei oder drei Generationen als Teilnehmer.
Die verträgliche Zusammensetzung eines Hauskreises hängt mehr ab von bestimmten
Glaubensprägungen (Pietistisch/Charismatisch/offen-liberal). von
Persönlichkeitsstrukturen. Meine Intension war immer, dafür zu werben, dass man
das vielleicht zunächst ärgerlich "anders-sein" des anderen als mögliche
Ergänzung durcvh Gott verstehen lernt. Aber das ist offensichtlich schwer
durchzuhalten Note 4
(11) siehe
meine Beurteilung unter Konflikte Wer nicht konflikt- und kritikfähig ist, wird
eine Gemeinschaft immer und überall auf Dauer "vergiften" Note
3
(12) Das ist
wohl einer der meisten Gründe fürs Scheitern. Schon lange vorher ist solch ein
Prozess zu spüren daran, das man sich nicht mehr gespannt freut auf den nächsten
Hauskreisabend. Das ist ein Alarm-Zeichen, das ich bei TÜVs immer wieder
beobachtet habe. Von daher kam es immer wieder zu vielen Tipps, wie sich ein
Hauskreis rechtzeitig öffnen kann. Note 4-5
(13) Note 2
(14) Mancher Hauskreis verändert sich durch die Jahre hindurch - weg von
einem Geschwisterkreis (und geschwister hat man sich ja nicht als Freundschaft
ausgesucht) - hin zu einem christlichen Freundeskreis. Der erweist sich in der
Regel eher als sehr stabil. Note 2
(15) spielt keine größere Rolle - manche Hauskreise treffen sich auch im
Gemeindehaus und finden das gut so. Note 2
(16) Immer wieder habe ich erlebt: Wenn ein Hauskreis bereit ist für neue
Teilnehmer und darüber sogar in Kauf nimmt, sich teilen/multiplizieren zu
müssen, dann wächst die geistliche Vitalität und man wird zu Gewächshäusern des
Glaubens. Schambedeckte Systeme - auch unter Hauskreisen - (selbstauferlegte
Schattengewächse) drohen in der Regel zu verkümmern. Aber es ist oft schwierig,
die heimliche Angst vor der Öffnung eines Hauskreises nach außen zu nehmen.
Wichtigste Voraussetzung: eine offene Haltung auch nach innen zu den anderen
Teilnehmern einüben. Ich habe dazu gerne einen etwas schmunzligen Ankreuztext
verwendet: "Wie offen ist eigentlich unser Hauskreis?"
Da ich jetzt schleunigst zu einem Abendvortrag nach Neckarsulm fahren muss
- mache ich hier - unkorrigiert - schluss.
Gott segne
uns alle im Sinne des Jahresspruchs 2008: "Christus spricht: ICH LEBE UND IHR
SOLLT DOCH AUCH LEBEN!"
Ihr Jens Plinke