Impulse für lebensnahen Glauben

Auf den nächsten Seiten finden Sie Impulse aus den letzten Jahren der Hauskreis-Arbeit von Jens Plinke, die ihm besonders wichtig geworden sind:


- Ein Interview zum Thema: "WENN HAUSKREISE STERBEN"

 
 
Jens Plinke
Steinäckerstr. 11
72810 Gomaringen-Stockach

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Lieber Herr Klenk!
Nun will ich Sie nicht schon wieder warten lassen - die anderen Fragen an mich will ich beantworten, wenn ich das nächste Heft Bibel aktuell herausgebracht habe. Sie sehen, ich habe immer noch in meinem neuen Rentnerstand Vorträge und Arbeit. Außerdem wird meine Schwiegermutter am Sonntag 100 Jahre alt, da gibt es noch eine Menge vorzubereiten in unserer großen Familie.
Darum jetzt meine Einschätzungen - so ein wenig aus dem Ärmel meiner langjährigen Erfahrungen heraus formuliert:
(1) Das mag in der Tiefe eines Hauskreisgeschehens ein wichtiger geistlicher Grund zu sein, dass man Veränderungen durch die Berührung mit dem Glauben zwar "an sich" ersehnt - aber dann doch lieber mit den übrigen Gemeindegliedern hält: Es ist leichter, in die Kirche zu gehen, als sich durch deren Botschaft faszinieren und gar ändern zu lassen!   Ich würde von daher eine  2 geben
(2) Dies scheint mir einer der Hauptgründe zu sein: Hauskreise werden zwar - als Schattengewächse - mehr oder weniger gerne in einer Gemeinde geduldet. Aber es fehlt an einem geistlichen Konzept, was die Hauskreise in einer Gemeinde geistlich vorantreiben könnten. Genauer: Es fehlt an einer Aufgabenbeschreibung über die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Hauskreise und auch der Kirchengemeinde (wie zB. regelmäßige Mitwirkung am Gottesdienst - Kontakte zu Tauf- oder KonfirmandenEltern - regelmäßige Teilnahme an Mitarbeitervesammungen der Gemeinde oder gar an Gemeindeversammlungen usw.) Ich würde hier eine 4 geben.
(3) Das ist meine Beobachtung in den meisten Gemeinden und Hauskreisen, dass man sich nie die Frage stellt: "Wo möchte Jesus uns in....einem Jahr/in fünf Jahren wohl haben? Wie soll es dann bei uns aussehen?" Die Sache mit den Visionen ist sehr unterbelichtet, darum auch hier ein 4
(4) Die meisten Hauskreise bei uns haben keine bewußte Leitungsperson - aus vor zu starker Verantwortung bzw. Bevormundung. In der Regel sind es dann mehrere Personen, die sich miteinander für den Vollzug eines Hauskreisgeschehens verantwortlich fühlen. Dabei geht man bewußt eigentlich nie "gabenorientiert" vor. Auffallend ist für mich gewesen, dass in der Regel bei sterbenden Hauskreisen die Zahl der Passiven zu groß ist. Darum noch einmal eine 4
(5) Die Schulungsbereitschaft der Hauskreisteilnehmer ist immer wieder ungenügend und wird in der Regel auch von den Gemeinden nicht gefördert. Darum habe ich immer wieder zahlreiche Wochenend-Seminar-Angebote gemacht - meist mit mäßigem Zulauf, bezogen auf die ca. 5000 Hauskreise bei uns in Württemberg. Was aber sehr gut angenommen wurde, war der "Hauskreis-TÜV" - eine Standortbestimmung eines bestimmten Hauskreises vor Ort. Von daher Note 4-5
(6) Mein Ratschlag war: nicht mehr als eine schwierige Person in einem Hauskreis - mehr verträgt er auf Dauer nicht, da er ja kein Therapiekreis ist. Oft sind es aber gerade seelsorgerliche "Schwerbrocken", die die Gemeinschaft eines Hauskreises als Familien- oder Freundeskreis-Ersatz suchen und die Teilnehmer mit ihrem bombastischen Leid immer wieder erdrücken. Solch eine seelsorgerliche Überbelastung für oft zu einer langsamen Auszehrung der Hauskreisvitalität und es fehlt das "know-how", mit solchen Problemen christlich umzugehen. (Das war öfter Schwerpunkt eines TÜV-Abends!) Note 4
(7) kann ich nicht viel mit anfangen! Wie sollte sich geistliche Verantwortung äußern und wem gegenüber? Hauskreise sind ein Pool von Menschen, die auf der Suche nach Gott und Jesu Reich der göttlichen Möglichkeiten mitten unter uns immer wieder auch finden. Das gilt es in den abendlichen Austausch zu bringen. Dies geschieht überwiegend auch - das Deute-Geschäft auf Gott hin.
(8) Mit Konflikten gehen Christen wohl besonders schwer um: EIN CHRIST STREITET NICHT! Da fehlt es - wie in den Ehen ja auch - an Schulung und Schulungsangeboten - evt. unter der Überschrift: "Die Kraft der Versöhnung" - Das habe ich oft gemacht - übrigens auch in TÜV-Verfahren, wenn ich dafür plädierte, dass man immer wieder eine Bedürfniserhebung im Hauskreis macht. Note 4-5
(9) siehe vorherige Feststellung
(10) Ich habe viele Hauskreise aus einer Generation und einer Lebensituation erlebt - aber erstaunlicherweise auch manche mit zwei oder drei Generationen als Teilnehmer. Die verträgliche Zusammensetzung eines Hauskreises hängt mehr ab von bestimmten Glaubensprägungen (Pietistisch/Charismatisch/offen-liberal). von Persönlichkeitsstrukturen. Meine Intension war immer, dafür zu werben, dass man das vielleicht zunächst ärgerlich "anders-sein" des anderen als mögliche Ergänzung durcvh Gott verstehen lernt. Aber das ist offensichtlich schwer durchzuhalten  Note 4
(11) siehe meine Beurteilung unter Konflikte  Wer nicht konflikt- und kritikfähig ist, wird eine Gemeinschaft immer und überall auf Dauer "vergiften"  Note 3
(12) Das ist wohl einer der meisten Gründe fürs Scheitern. Schon lange vorher ist solch ein Prozess zu spüren daran, das man sich nicht mehr gespannt freut auf den nächsten Hauskreisabend. Das ist ein Alarm-Zeichen, das ich bei TÜVs immer wieder beobachtet habe. Von daher kam es immer wieder zu vielen Tipps, wie sich ein Hauskreis rechtzeitig öffnen kann. Note 4-5
(13)  Note 2
(14) Mancher Hauskreis verändert sich durch die Jahre hindurch - weg von einem Geschwisterkreis (und geschwister hat man sich ja nicht als Freundschaft ausgesucht) - hin zu einem christlichen Freundeskreis. Der erweist sich in der Regel eher als sehr stabil. Note 2
(15) spielt keine größere Rolle - manche Hauskreise treffen sich auch im Gemeindehaus und finden das gut so. Note 2
(16) Immer wieder habe ich erlebt: Wenn ein Hauskreis bereit ist für neue Teilnehmer und darüber sogar in Kauf nimmt, sich teilen/multiplizieren zu müssen, dann wächst die geistliche Vitalität und man wird zu Gewächshäusern des Glaubens. Schambedeckte Systeme - auch unter Hauskreisen - (selbstauferlegte Schattengewächse) drohen in der Regel zu verkümmern. Aber es ist oft schwierig, die heimliche Angst vor der Öffnung eines Hauskreises nach außen zu nehmen. Wichtigste Voraussetzung: eine offene Haltung auch nach innen zu den anderen Teilnehmern einüben. Ich habe dazu gerne einen etwas schmunzligen Ankreuztext verwendet: "Wie offen ist eigentlich unser Hauskreis?"
 
Da ich jetzt schleunigst zu einem Abendvortrag nach Neckarsulm fahren muss - mache ich hier - unkorrigiert - schluss.
 
 
Gott segne uns alle im Sinne des Jahresspruchs 2008: "Christus spricht: ICH LEBE UND IHR SOLLT DOCH AUCH LEBEN!"
Ihr Jens Plinke