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Perspektiven Nr. 33
Neue Schritte - ein Buch wartete auf 1.200 Haushalte
"Buch wartet(e) auf 1.200 Haushalte" - so titelte die
Böblinger Kreiszeitung einen Artikel. "Es gibt viele Menschen, die über religiöse
Themen sprechen wollen", so die Erfahrung von Altdorfs evangelischem
Gemeindepfarrer H. Dinkel, "aber die wenigsten wagen den Schritt, zu uns
zu kommen."
Deshalb wählte die Altdorfer Kirchengemeinde jetzt einen anderen Weg: Sie geht
selbst auf die Leute zu - nicht mit leeren Händen, sondern mit einem Buch, das
den vielversprechenden Titel "geschenkt" trägt. Darin erzählen 24
Altdorfer ganz unterschiedliche Episoden aus ihrem Leben. Sie schreiben über
Höhen und Tiefen, über Freud und Leid und über den Glauben.
Was steckt hinter dieser Aktion?
Es gibt zahlreiche Christen - auch gerade in den Hauskreisen - die es sehr
bedauern, dass die Aktion "neu anfangen" in ihrem Dekanat noch nicht
stattfinden kann - aus den verschiedensten Gründen. Da gibt es für
Einzelgemeinden eine vergleichbare Initiative - unter der Bezeichnung: Neue
Schritte. Sie hat folgende Ziele, die besonders die Hauskreise - und ihr
Engagement im Christsein - aufhorchen lassen:
·
sie möchte dazu verhelfen, dass Menschen einander vor Ort intensiver
wahrnehmen und miteinander über zentrale Lebensthemen ins Gespräch kommen;
·
sie möchte dazu beitragen, dass es gelingt, Schlüsselthemen des
eigenen Lebens mit den Inhalten des christlichen Glaubens zu verknüpfen.
Hier einige weitere Infos dazu:
Konzeption:
Das Projekt "Neue Schritte" unterscheidet sich konzeptionell vom
Projekt "neu anfangen" dadurch, dass sich der Aktionsradius auf ein
Dorf bzw. eine Stadt beschränkt. Auch die Mitarbeiterschaft setzt sich aus
Mitgliedern der Kirchengemeinden vor Ort zusammen. Die Schulungsinhalte können
sich dadurch direkt an den Bedürfnissen der Kirchengemeinden orientieren und
individuell vertieft werden. Das Projekt kann Bestandteil einer mittel- und
langfristigen Gemeindeentwicklung werden.
Die "Leiberfahrung" (1.Kor. 12,12ff)
der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist sehr intensiv. Die
Vielzahl der neugewonnenen Kontakte entwickelt sich für die beteiligten
Kirchengemeinden zu einer großen Herausforderung. Die Gemeinde ist gezwungen,
ihr bisheriges "Milieuverhalten" zu überwinden und auf die
Bedürfnisse der Neuinteressierten u.U. auch durch neue Angebote zu reagieren.
Ziele:
·
"Neue Schritte" versteht sich als methodische Hilfe,
um aus dem engeren Kreis der Kirchengemeinde(n) heraus Beziehungen zu eher
kirchendistanzierten Menschen zu knüpfen. Im Unterschied zu "neu
anfangen" beschränkt es sich auf ein Dorf oder eine Stadt.
·
"Neue Schritte" mobilisiert und schult
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vermittelt der Kirchengemeinde die
Erfahrung, "Leib Christi" zu sein. Gaben und Befähigungen werden
entdeckt und gefördert. Durch die konkrete Mitwirkung beim Projekt werden
Menschen für die Mitarbeit in der Kirchengemeinde motiviert.
·
Eine ökumenische Ausrichtung ist sehr sinnvoll, aber nicht
notwendig.
Zielgruppen:
"Neue Schritte" richtet sich an Personen, die am Gespräch über
religiöse Fragestellungen und an verbindlicheren Formen von Gemeinschaft mit
Christen interessiert sind, aber bisher in den meisten Fällen noch keinen
engeren Kontakt zum Leben der Kirchengemeinde gefunden haben.
Bei den bisher durchgeführten Aktionen hat sich gezeigt, dass die Personen, die
an Gesprächskreisen teilnehmen, zwischen 25 und 60 Jahre alt sind, nicht zum
alteingesessenen Bevölkerungsteil gehören und vor der Aktion wenig oder gar
keinen Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde hatten.
Kurzbeschreibung:
Im Unterschied zu "neu anfangen" ist bei "Neue Schritte"
keine lange ortsübergreifende Informationskampagne notwendig. Die Informationsphase
betrifft nur die am Ort beteiligten Kirchengemeinden.
Nach der Entscheidung über die Durchführung der Aktion beginnt die etwa
einjährige Vorbereitungsphase, während der drei Mitarbeiterseminare angeboten
werden (Gebet, vom Glauben reden lernen, der offene Gesprächskreis). Es bilden
sich Organisationsteams für die Bereiche Gebet, Mitarbeiterschulung, Buch,
Gesprächskreise, Technik, Telefon- und Besuchsdienst, Öffentlichkeitsarbeit und
Finanzen.
Ein Buch mit persönlichen Beiträgen von Gemeindegliedern zu Lebens- und
Glaubenserfahrungen wird erstellt. Die (schlechtere) Alternative ist die
Übernahme eines Buches aus dem Handel mit ähnlichen erfahrungsorientierten
Inhalten.
Es schließt sich die etwa zwei- bis dreimonatige Aktionsphase an, die das Projekt
über eine intensive Öffentlichkeitsarbeit mit verschiedenen Werbeträgern
bekannt macht. Allen Haushalten des Ortes wird über einen ersten Telefonanruf
das Buch kostenlos angeboten und auf Wunsch persönlich vorbeigebracht.
Wer das Buch erhalten hat, wird etwa zwei Wochen später nochmals angerufen und
zu einem offenen Gesprächskreis eingeladen. An 5-7 Abenden kommen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Anlehnung an ein vorbereitetes Konzept und
Zugundelegung von biblischen Texten in Wohnzimmern mit den Gästen ins Gespräch.
Erfahrungen und Ergebnisse der Aktion:
im Januar/Februar 1998 in Altdorf:
·
Es wurden ca. 1.050 Haushalte angerufen (insges. 3000
Einwohner). 75% der Angerufenen nahmen das Buch entgegen. Ca. 170 Personen
interessierten sich für die Gesprächskreise. 120 Interessierte besuchten an
fünf Abenden die 16 Gesprächskreise.
·
Die Aktion kostete ca. 8.500 Euro und wurde zu 85% aus
projektbezogenen Spenden und Opfern finanziert.
·
In der Vorbereitungsphase arbeiteten ca. 25 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter intensiv mit. Bei der eigentlichen Durchführung waren ca. 85
Personen beteiligt. Entgegen anfänglichen Befürchtungen wirkte sich im Dorf die
räumliche und soziale Nähe zur Zielgruppe positiv aus. Da die Autoren der
Buchbeiträge und die Mitarbeiter des Besuchsteams den Altdorfern zum großen
Teil bekannt waren, war die Hemmschwelle zu Gesprächen am Telefon, an der
Haustür und bei den Gesprächskreisen außerordentlich niedrig.
·
Die ökumenische Zusammenarbeit vor Ort führte zu intensiver
gegenseitiger Wahrnehmung und Begegnung mit den ökumenischen Partnern.
·
Nach Abschluss der eigentlichen Aktion wurde in Altdorf ein
vertiefender Glaubenskurs durchgeführt und ergänzende Gottesdienstformen
angeboten.
Zeitrahmen:
·
Informationsphase
·
Vorbereitungsphase: ca. 1 Jahr
·
Aktionsphase: ca. 2-3 Monate
Hilfen und Informationen:
Die Aktion "Neue Schritte" wird seit 1986 in Deutschland
durchgeführt. In Württemberg bisher neun Mal, zuletzt 1994 in Aspach (Dek.
Backnang), 1996 in Aidlingen (Dek. Böblingen) und 1998 in Altdorf (Dek.
Böblingen). Die Rechte des Projekts liegen beim Institus für Gemeindeaufbau in
Gießen, einem Arbeitszweig von Campus für Christus. Mitarbeiter des Instituts
begleiten und betreuen die Aktion vor Ort.
Info-Adressen auf Anfrage über das
Amt für missionarische Dienste
Hauskreisarbeit
Postfach 101352
70012 Stuttgart
Tel.: 0711 - 2068-269
Fax: 0711 - 2068-345
eMail: dagmar.loncaric@elk-wue.de