Luthers Vision von Hauskirchen

 

Im Rahmen der Neugestaltung des gemeindlichen Lebens nach der Reformation hatte Luther drei Formen des Gottesdienstes vorgesehen

 

1.       Die lateinische Messe - zur Sprachschulung der Jugend

 

2.       Der Gottesdienst in deutscher Sprache - um Ungläubige zu erreichen

 

3.       Die Versammlung derer, die mit Ernst Christen sein wollen

 

Das Erste und das Zweite konnte Luther selbst in die Praxis umsetzen.  Das

Dritte blieb zu seinen Lebzeiten unverwirklicht "...Ich habe die Leute nicht dazu".

 

Was Luther jedoch damals mit wenigen Sätzen formuliert hat, ist eine prophetische Schau christlicher Hausgemeinden.  Erst in unseren Tagen beginnt sie sich weltweit manchenorts zu erfüllen.

 

Hier ist Luthers Text.  Er steht in der Vorrede zur deutschen Messe (1526):

 

Aber die dritte Weise, welche die rechte Art der evangelischen Ordnung haben sollte, dürfte nicht so öffentlich auf dem Platz unter allerlei Volk geschehen.  Sondern diejenigen, die mit Ernst Christen sein wollen und das Evangelium mit der Tat und dem Munde bekennen, müßten sich mit Namen einzeichen und sich etwa in einem Haufen versammeln zum Gebet, lesen, zu taufen, das Sakrament empfangen und andere christliche Werke zu üben.  In dieser Ordnung könnte man die, welche sich nicht christlich hielten, kennen, strafen, bessern, ausstoßen oder in den Bann tun nach der Regel Christi Matth. 18,15 ff.  Hier könnte man auch ein gemeinsames Almosen auferlegen, das man freiwillig gäbe und nach dem Vorbild des Paulus austeilte (2.  Kor. 9,1).  Hier bedürfte es nicht vieler und großer Gesänge.  Hier könnte man auch Taufe und Sakrament auf eine kurze feine Weise halten und alles aufs Wort und Gebet und auf die Liebe richten.  Hier müßte man einen guten kurzen Unterricht über das Glaubensbekenntnis, die zehn Gebote und das Vaterunser haben.  In Kürze: wenn man die Menschen und Personen hätte, die mit Ernst Christen zu sein begehrten, die Ordnungen und Regeln dafür wären bald gemacht.

 

Luther erkennt, daß die Teilnahme am Gottesdienst für Christen nicht ausreicht.  Diejenigen, die mit Ernst Christen sein wollen, brauchen eine verbindliche Gemeinschaft, in der das Priestertum aller Gläubigen gelebt werden kann.  Sein Vorschlag umfaßt wesentliche ELEMENTE, die wir heute in Hauskreisen finden können:

 

      Verbindlichkeit

"....müßten sich mit Namen einzeichen"

 

      Liebevolle Gemeinschaft, nicht in der Öffentlichkeit

            ",Alles... auf die Liebe richten"

"Die dritte Weise ... dürfte nicht so öffentlich auf dem Platz unter allerlei Volk geschehen."

 

 

           Gebet

            . ..... und alles aufs Wort und Gebet und auf die Liebe richten."

 

           Bibelstudium und Katechismusunterricht

            ...... versammeln zum ... lesen,'

"Hier müßte man einen guten kurzen Unterricht über das Glaubensbekenntnis, die zehn Gebote und das Vaterunser haben.“

 

               Korrektur

„In dieser Ordnung könnte man die, welche sich nicht christlich hielten,   kennen, strafen, bessern, ausstoßen oder in den Bann tun nach der Regel Christi Matth. 18,15 ff."

 

               Sozialer Dienst

              „und andere christliche Werke zu üben.“

"Hier könnte man auch ein gemeinsames Almosen auferlegen, das man freiwillig gäbe und nach dem Vorbild des Paulus austeilte (2.  Kor. 9,1).  "

 

Luther geht aber noch weiter.  Er wollte diesen Gemeinschaften Taufe und Abendmahl übertragen:

 

Sakramentsverwaltung

„... versammeln zum Gebet.....  zu taufen, das Sakrament empfangen“

"Hier könnte man auch Taufe und Sakrament auf eine kurze feine Weise halten."

 

Luther sah zeitlebens die Voraussetzungen für diese dritte Weise des Gottesdienstes, die Gemeinschaft in Hauskirchen, nicht gegeben.  Daher gab er anderen Bereichen Priorität.

 

Auch seine Nachfolger konnten diesen Bereich der Reformation, die Wiederherstellung der Bereiche Lehre und Gemeinschaft/Seelsorge, nicht vollenden.  Versuche in dieser Richtung endeten in Gesetzlichkeit und scheiterten.

 

Erst 149 Jahre später

gelang es SPENER, die Lehre zu verbessern, indem er in seinen collegia pietatis Christen zu gemeinsamen Bibellesen und zum Gespräch über Glaubensfragen sammelte.  Damit wurde jedoch nur ein Teil der LUTHERschen Vorschläge verwirklicht.  In der Neuen Welt wurde um die Jahrhundertwende die Sonntags-Bibelschule eingerichtet, um mehr Lehre anzubieten. In Deutschland besteht weiterhin ein großes, wachsendes Defizit an biblischer Lehre.

 

200 Jahre später

führte ZINZENDORF Banden und Chöre ein, um Gläubige in seelsorgerliche Gemeinschaft einzubinden.

WESLEY gründet nach diesem Vorbild missionarische Hauskreise.

 

430 Jahre später

entstehen weltweit Hauskreise, von denen sich manche zu Hauskirchen weiterentwickeln.  Luthers Vision beginnt sich zu erfüllen.

 

 

 

 

Schwachpunkte

 

1. In Luthers Konzept fehlt die missionarisch-evangelistische Dimension.  Die weist er der deutschen Messe zu.  Das mag damals sinnvoll gewesen sein. denn die Gottesdienste fanden in der Öffentlichkeit statt.  Heute aber erreicht das gottesdienstliche Leben die Öffentlichkeit nicht mehr.

 

2.       Das zeistliche Leben der Hauskirchen ist bei Luther weitgehend Selbstzweck.