© 2004 – Hauskreisarbeit der Evang. Landeskirche, Württ.
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Sie
trafen sich in den Häusern
Robert Banks
Zu beziehen über:
Amt für missionarische Dienste
Hauskreisarbeit
(Frau Loncaric)
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70012 Stuttgart
Tel.: 0711 - 2068-269
Fax: 0711 - 2068-345
eMail:
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„Wie die
Christen wohl in den ersten Jahrhunderten ganz praktisch gelebt haben?" -
Wie viele mögen sich diese Frage schon gestellt haben, vielleicht mit der
anschließenden Überlegung: „Warum haben die ersten Christen so gelebt, dass ihr
Glaube - wie „Sauerteig" durchs Brot - durch das ganze Welt-Heidentum
gewirkt hat - voll Überzeugungskraft und Anziehung?"
Und dann folgt bisweilen ja eine stille Wehmut: „Ach, wenn es heute auch wieder
so werden könnte!"
Die landeskirchliche Hauskreisarbeit ist stolz darauf, den Hauskreisen dazu
eine Hilfestellung anbieten zu können. Wir können - mit wohlwollender
Unterstützung des Freundeskreises vom Amt für missionarische Dienste - die
Übersetzung einer Schrift vorlegen, die der anerkannte amerikanische Theologe
und Schriftsteller Robert Banks herausbrachte.
„Sie trafen sich in den Häusern - Gemeindeleben im ersten Jahrhundert"
Der Autor macht den kühnen Versuch - nach gründlichem Bibel- und
Geschichtsstudium - dem Leser in Form einer Erzählung Einblick zu geben in die
Lebensgewohnheiten und den Glaubensstil der ersten Christen in Rom. Das
Geschehen wird dabei aus dem Blickwinkel eines nichtchristlichen Römers
geschildert, der - erstmalig eingeladen - staunend an den fremden christlichen
Riten und dem ungewohnten christlichen Miteinander teilnimmt.
Hier eine kleine Textprobe:
„Ein bisschen von Jesus lebt in jedem von uns"
„Beginnt jetzt die Versammlung?", fragte ich Clemens. Er schaute mich
belustigt an, ein dünnes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Sie hat
eigentlich in dem Augenblick begonnen, als wir ins Haus kamen", antwortete
er und überließ es mir, daraus meine Schlüsse zu ziehen.
Als wir eintraten, führte uns Prisca (oder Priscilla, wie sie von allen, die
sie besser kannten, genannt wurde) zu unseren Plätzen. „Würdest du bitte am
Kopfende der mittleren Couch am ersten Tisch Platz nehmen, Publius?",
fragte sie mich. Ich dachte, sie müsse sich geirrt haben, da dieser Platz
normalerweise für den wichtigsten Gast reserviert war. „Hier?", fragte ich
unsicher, als ich den Platz erreicht hatte.
Somit blieben für die Gäste, die noch kommen sollten, einige Reserveplätze um
beide Tische herum frei. Einige davon kamen jetzt an, und zwar ein jüdischer
Weber mit seiner Frau und zwei attraktiven Töchtern, die von allen begrüßt
wurden und sich zu den Leuten am anderen Tisch gesellten. Ein paar Schritte hinter
ihnen waren zwei Freigelassene, und die füllten die übrig gebliebenen Lücken an
unserem Tisch aus. Sie alle stellten ihre Mitbringsel auf die Tische vor ihnen,
zu den Sachen, die unser Gastgeber vorhin schon darauf gestellt hatte.
Einer der Freigelassenen, Gaius, war bei einer angesehenen römischen Familie
als Hauslehrer für die Kinder angestellt. Er war sogar im Haushalt geboren und
wie es derzeit oft geschah, später freigelassen worden - in Anerkennung seiner
treuen Dienste. Auf die Anfrage seines ehemaligen Besitzers, wie auch auf
seinen eigenen Wunsch hin, blieb er in seiner früheren Stellung. Hermas, der
andere Freigelassene, war von seinem früheren Herrn entlassen worden und dieser
hatte es ihm selbst überlassen, für sich zu sorgen. Da es ihm monatelang nicht
möglich gewesen war, Arbeit zu finden, war es für ihn nur durch Berufung auf
die Arbeitslosenunterstützung der Regierung und durch die Unterstützung dieser
kleinen Gruppe möglich, zu überleben.
Bevor wir zu essen anfingen, nahm Aquila ein Stück Brot, das seine Frau auf den
Tisch vor ihn hingelegt hatte - dem Aussehen nach selbst gebackenes, nicht beim
Bäcker gekauftes Brot - und sagte, dass er Dank sagen wolle. Eine Art Opfer für
ihren Gott, vermutete ich. Wir Römer heben immer Teile unserer Speisen und
Getränke für unsere Hausgötter auf und opfern ihnen diese zum Gefallen nach dem
Hauptgang.
Ich hatte gehört, dass Juden hier ein anderes Ritual haben und zwar, dass der
Beginn der Mahlzeit durch das Brechen des Brotes und durch eine Art Gebet angezeigt
wird. Was nun geschah, war dem ähnlich. An Stelle Teile des Brotes diesem Gott
zu opfern, erinnerte Aquila die Leute daran, dass ihr Gott etwas an Stelle
davon geopfert habe, nämlich nichts geringeres als seinen einzigen Sohn, der
dafür gestorben war, dass sie leben können.
„Kurz bevor er sich selbst für uns geopfert hat", fuhr er fort, „nahm er
mit seinen Jüngern an einem Mahl teil, gerade so wie wir jetzt. Während der
Mahlzeit teilte er Brot an sie aus und sagte ihnen, dass dies sein Leib sei. So
wie sie Brot zu ihrem leiblichen Wohl brauchen, genau so - und sogar noch
nötiger - brauchen sie ihn, und das wirkliche Leben zu erfahren. Und so tun wir
dies jetzt, weil er von uns möchte, dass wir weiterhin solche gemeinsamen
Mahlzeiten haben, und deshalb treffen wir uns heute."
Wie eine bereits gestorbene Person das alles machen konnte, war mir noch nicht
ganz klar. Aber dann fuhr Aquila fort in seiner Rede und sagte, dass, nachdem
diese Person hingerichtet worden war, sie wirklich wiederkommen wird zu neuem
Leben. Ich konnte meinen Ohren kaum glauben, aber das ist wirklich genau das,
was er gesagt hat. Er ist nach seinem Tod zu seinem Vater gegangen und dieser
hat ihn in die Lage versetzt, sein Leben mit jedem zu teilen, der ihm nachfolgt
- wo auch immer derjenige ist und egal, wie viele dieser Nachfolger es sind.
Ein bisschen von ihm lebt in jedem von ihnen, so habe ich es jedenfalls
verstanden.
Übrigens: Jeweils in den Text eingestreut finden Sie
Impulse, die zu einem Brückenschlag von „damals" zum Heute Ihres
Christseins und Ihres Hauskreises helfen sollen:
„Beginnt jetzt die Versammlung?"
1. Frage: Wenn ein Hauskreis einen Abend „im Namen Gottes bzw. Jesu"
verbringen möchte, könnte dies nicht gleich am Anfang - noch in der Zeit der
Begrüßung - dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass man miteinander Lieder
singt, durch die möglichst alle Teilnehmer spüren: „Es ist gut, dass der Herr
jetzt mit dabei ist und wie wohltuend ist es von daher, dass jeder der
Anwesenden dabei sein darf unter der Gnadensonne Gottes - so, wie er an diesem
Abend dabei zu sein vermag."?
2. Vielleicht spüren Sie dann: Eine wirklich „herzliche" Begrüßung ist
wohl nur dann möglich, wenn jeder der Teilnehmer den anderen ein wenig sein
Herz zu öffnen bereit ist. - Das spricht dafür, dass man in einer kleinen
Einstiegsrunde - nach den Anbetungsliedern - einander in wenigen Sätzen erzählt,
wie man selber heute in der Runde da ist.
Sie alle stellten ihre Mitbringsel auf die Tische vor ihnen, zu den Sachen, die
unser Gastgeber vorhin schon darauf gestellt hatte.
Eine gute Idee - nicht nur für größere Gemeindeveranstaltungen, sondern auch
für einen Hauskreisabend - um den Gastgeber zu entlasten und die äußere
Organisation eines Hauskreises so unkompliziert wie möglich zu machen.
Übrigens: Wussten Sie, dass es zahlreiche Christen gibt, die gerade deswegen
einen Hauskreis scheuen, weil sie sich in ihrer notwendigen Gastgeberrolle zu
unsicher sind? - Sprechen Sie einmal darüber!
...nahm er mit seinen Jüngern an einem Mahl teil, gerade so wie wir jetzt.
Ein heikles Thema: „Soll man im Hauskreis miteinander das Abendmahl
feiern?"
Die ersten Christen in ihren vielen kleinen Hauskreisen hatten es da leichter
in ihrer ganz selbstverständlichen Entscheidung dafür:
- Es gab in der Regel noch nicht das „größere Ganze" einer übergeordneten
Kirchengemeinde - was praktisch bedeutete, dass jede christliche Hauszelle sich
als selbständige Zelle am Leib Christi verstehen musste!
- Und außerdem: Damals gab es zwar - auch innerhalb der Hauskreise - eine
Unterscheidung zwischen Judenchristen und Christen, die aus dem Heidentum
dazugestoßen waren. Aber heutzutage gibt es - vor allem in sog. oekumenischen
Hauskreisen mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Groß- bzw. Freikirchen - oft
den „garstigen Graben" verschiedener Abendmahlsverständnisse.
Wichtig zur Vorbereitung einer Abendmahlsfeier im Hauskreis scheint heute zu
sein:
- Nehmen Sie - wo möglich - zuvor Kontakt mit den Geistlichen vor Ort auf und
suchen Sie mit ihnen zusammen eine Lösung, die niemanden vor den Kopf stößt.
(Vielleicht hilft Ihnen ein Pfarrer ja ganz gerne bei der Durchführung einer
solchen Feier mit seinem eigenen geistlichen „know-how").
- Dem Neuen Testament (besonders dem Apostel Paulus) ist es immer wichtig
gewesen, dass man das Abendmahl in seiner Besonderheit gegenüber anderen
Mahlzeiten zu unterscheiden weiß (vgl. 1. Korinther 11, 20ff - dort hatte man
das Abendmahl offenbar zunehmend mit einem „normalen" Abendessen
verbunden, was gelegentlich zu Auswüchsen führte).
Auf jeden Fall darf ein Hauskreis daran festhalten: Die Feier der Rettung und
Belebung durch Jesus im Abendmahl ist nötig. Das Staunen über die Hingabe Jesu
am Kreuz und die daraus möglich gewordenen göttlichen „Oster-Wirkkräfte"
muss unter Christen erlebbar sein und gefeiert werden - natürlicherweise auch
in einer christlichen Gemeinschaft mit dem Lebensstil: „Hauskreis"! Dafür
sollten am besten im Einklang mit der Kirche vor Ort würdige und eindrückliche
Formen gefunden werden.
„Ein bisschen von ihm lebt in jedem von ihnen".
Dieser unscheinbare Satz aus unserer Erzählung wäre es wert, dass man sich in
der Hauskreis-Runde darüber austauscht:
- Was meine ich selber, was von Jesus her in mir zu leben begonnen hat?
- Was meinen die anderen im Hauskreis, worin ich Jesus und seiner besonderen
Art ein wenig ähnlich bin?
Wenn wir über diese Fragen erschrecken, dann denken wir daran: Wir sind alle
miteinander geschaffen „auf das Bild Jesu Christi hin"! Beschäftigen Sie
sich dazu einmal mit den Paulus-Worten 1. Korinther 15,49 und 2. Korinther 3,18
- und denken wir daran, dass eben dieser Paulus uns Christen als „Tempel
Gottes" anreden kann.