© Hauskreisarbeit der Evang. Landeskirche, Württ.

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Perspektiven Nr. 46
10. Brief an Hauskreise: "Wenn Jesus einlädt - Hauskreise als ein guter Ort für Abendmahlsfeiern"

Verschiedene Stimmen aus der Landessynode und des Oberkirchenrats drücken ihr Erstaunen aus: "Was für ein unerwartet neues Interesse ist gewachsen an der Abendmahlsfeier in Gemeinde und Hauskreisen!" Haben die Hauskreise in ihrem Verlangen nach Christi Mahlfeiern in ihren kleinen Wohnzimmerzellen dabei eine Art Meinungsführerschaft in einem sich verändernden Christ-seins eingenommen?

Kein Wunder, wo man auch sonst im kleinen Hauskreis-Miteinander spürt: " Aus dem Kleinen heraus gibt sich Jesus uns in seiner ganzen belebenden, tröstenden Lebendigkeit"- genau dort entsteht eine Abendmahls-Bewegung ganz neuer Art und Dimension. Und die Kirchenleitung sowie die Gemeindeleitungen vor Ort sollten zunächst einem einfach froh über dieses neuerwachte geistliche Interesse sein!

"Ja, tatsächlich, wo wir zu zweit oder zu dritt oder zu einer etwas größeren Anzahl im Namen Jesu zusammen sind, da ist er spürbar und wirksam mitten unter uns! - warum sollte unser Hauskreis dann nicht mehr und mehr auch der angemessene Ort sein für Jesu "Intensiv-Angebot: "Abendmahl"! So lasst uns feiern, was wir sonst im Hauskreis auch (er)-leben: Aus dem Kleinen - aus einem Stück Brot und aus einem Schluck Wein - gibt sich Christus heilsam für uns dahin!"

Insgesamt sind wir in der Hauskreisarbeit sehr dankbar über die Gewissenhaftigkeit und über das geistlich-kirchliche Engagement während der Synodal-Diskussion im Umgang dieses sensiblen Themas.
Mit diese Abendmahlsbewegung aus den Hauskreisen heraus - das Ringen in der Synode (und zuvor schon viele Jahre im Gespräch zwischen landeskirchlicher Hauskreisarbeit und Oberkirchenrat) macht es deutlich - tut sich unsere Landeskirche insgesamt allerdings nicht leicht.

- Zuviel hing wohl bisher im evang. Abendmahlsverständnis am gängigen Amtsverständnis der Pfarrer. Aber die Zeiten einseitiger Pfarrerzentriertheit schwinden in den Gemeinden zugunsten einer Gabenorientierung - gewiss auch vorbereitet durch die Miteinander-Erfahrungen in den Hauskreisen.
- Zu sehr bangt man in der Landeskirche um die Einheit der Kirchenchristen in einer Zeit zerfasernder zentrifugierender Bewegungen in Gesellschaft und Kirche. Will man dabei wenigstens das "Abendmahl am Altar" als letztes Symbol christlicher Einheit zelebrieren ? Aber taugt dazu ein so sensibles Angebot, wie Jesus es uns im Geheimnis des Abendmahls zu feiern lehrt? - wohl nicht! "Wenn man den Laden schon sonst nicht mehr zusammen halten kann" (Zitat aus einem Pausengespräch anlässlich der Sommersynode)
- Zu sehr provoziert immer wieder die Intention der Hauskreis-Christen: "Was biblisch gelebt worden ist und das Christentum doch über die ersten Jahrhunderte vital belebt hat bis ans Ende des römischen Weltreichs - Hauskreis und Abendmahl - das kann auch in unserer landeskirchlichen Wirklichkeit des 21. nachchristlichen Jahrhunderts grundsätzlich nicht so falsch sein, dass die Kirchenleitung es einem durch zu viel Vorschriften schwer machen könnte."

Von daher stellt sich nicht nur für Hauskeise die bange Frage: Was geschieht jetzt mit den grundsätzlich zustimmenden Beschlüssen aus der Landessynode - wenn sie dem Oberkirchenrat übergeben werden mit der Bitte, ihnen dafür theologischen und rechtlichen "Feinschliff" zu geben.

- Die bisherigen Überlegungen in der Kirchenleitung spielten sich offensichtlich ab in einem zu großen Abstand zu dem tatsächlichen "Feeling" in den Hauskreisen vor Ort. Zahlreiche Entwicklungen und Empfindungen in den Hauskreisen konnten dem Oberkirchenrat bisher - mangels Kommunikationsebene - nicht vermittelt werden. Wir brauchen einen Lösungsweg, der mit den Betroffenen - spricht: mit den Hauskreisen zusammen - gefunden wird und gegangen werden kann.
- Aus zahlreichen Äußerungen der Kirchenleitung kommt immer wieder eine Skepsis gegenüber der geistlichen Ernsthaftigkeit der Hauskreis-Laien durch. Dies zeigt sich, wenn in der Synode unter der Hand der ursprüngliche Antrag abgeändert wird, wenn das Problem " Hauskreis-Abendmahl" nun zusammen gesehen werden mit Abendmahlfeiern in Kinderkirche, Jugendgruppen u.a. Hauskreise sind in der Regel biblisch und geistlich ziemlich geschulte Gruppen - dh. ein gewachsenes Miteinander von Kapazitäten im Christ-sein. Sie haben in der Regel bereits die geistliche Voraussetzung zur Gestaltung des Abendmahls. Was ihnen noch fehlt, ist oft lediglich ein Know-how der Befähigung. Und dies soll in den entsprechenden Wochenend-Seminaren erworben werden.
- Wir brauchen einen Lösungsweg für die Hauskreisverantwortlichen, die eine Abendmahlsfeier gestalten wollen, der - schulungsmäßig - die Ausbildungshürden nicht so ‚hoch' ansetzt, dass man sich resigniert abwendet - nach dem Motto: "Wir wollten doch keine kleine Pfarrersausbildung- wir wollten doch nur ganz urchristlich Abendmahl feiern!"

In der Synode muss man von diesen Befürchtungen gespürt haben. Werner Schmückle hat es erhellend auf den Punkt gebracht: "Ich hoffe nicht, dass das ganze so hoch gehängt wird, dass das alles bei der Lektorenausbildung angesiedelt wird. Das hieße, ich möchte gerne eine Schulung im Fahrradfahren und verpflichte die Leute, den Führerschein zu machen für das Führen eines Kfz. Also, ich bitte, dass der angemessene Rahmen und Ort für eine solche Weiterbildung gefunden wird."

Wir können uns dieser Bitte nur anschließen - sonst leistet die Kirchenleitung ungewollt einer Entwicklung Vorschub, dass immer mehr geistliche Bewegung sich an den Rändern der Kirche oder jenseits davon entwickelt!


Ihr
Jens Plinke