© 2004 – Hauskreisarbeit der Evang. Landeskirche, Württ.
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Perspektiven Nr. 44
Das biblische Wort:
"Ihr seid das Salz der Erde"
Mt 5, 13-16
Oberhalb des Murrtals liegt eine kleine, unscheinbare
Gemeinde namens Rielingshausen. Es war im Jahre 1561, als man kurz davor war, dieser
Ortschaft einen neuen Namen zu geben. "Rielingshall" sollte der Ort
heißen.
Sie fragen sich jetzt vielleicht, warum die Ortschaft umbenannt werden sollte.
Wenn Sie im 16. Jahrhundert gelebt hätten, dann hätte Ihnen der Name
Rielingshausen wahrscheinlich genau so wenig gesagt wie uns heute. Ein kleiner,
eher unbedeutender Ort. Wenn Sie jedoch Rielingshall gehört hätten, dann wäre
Ihnen sofort klar gewesen, dass dieser Ort kein armer und unbedeutender Ort
sein kann, denn in diesem Ort muss es wie auch in Reichenhall, Schwäbisch Hall
oder Bad Friedrichshall Salz geben. Und Salz war zu dieser Zeit ja fast schon
ein Garant für Reichtum und Wohlstand, denn Salz war etwas sehr wertvolles.
Das einzige Problem bestand nun aber darin, dass man in Rielingshausen bisher
noch kein Salz gefunden hatte. Also machte man sich an die Arbeit und grub an
einer Stelle, an der man auf Salz zu stoßen hoffte, einen Stollen.
So sehr man sich auch bemühte, man kam einfach nicht tiefer und so musste das
Vorhaben eingestellt werden. Und so blieb Rielingshausen auch Rielingshausen
und aus dem erhofften Reichtum wurde nichts. Heute weiß man, dass die
Rielingshäuser Bürger nur etwa 100 Meter tiefer hätten graben müssen, und sie
wären auf eine große Salzader gestoßen.
Dennoch zeigt uns diese kleine Geschichte, wie wertvoll Salz damals war und
welche Mühen die Menschen auf sich genommen haben, um an diesen begehrten
Rohstoff zu kommen.
Zu Jesu Zeiten war dies genau so. Salz war kostbar und begehrt. Und so ist es
kein Wunder, dass Jesus seine Jünger mit Salz vergleicht, sind sie ihm doch
genau so wertvoll. Ich möchte nun drei Eigenschaften von Salz etwas genauer
beleuchten.
1. Salz ist wertvoll
In unseren Zeiten, wo das Salz nur noch 19 Cent im Supermarkt kostet, fällt es
uns ein wenig schwer, uns in die Gedanken von Jesus hineinzufinden. Diejenigen,
welche Jesus nachfolgen, sind ihm unendlich viel Wert.
Zwischenüberlegung in der Hauskreisrunde:
- Haben Sie Ihr Christ-Sein schon einmal in diesem Licht gesehen, dass Sie in
den Augen von Jesus etwas sehr kostbares und wertvolles sind?
- Wie sahen solche Augenblicke aus ? Wie waren die Umstände dabei ?
- Was macht es Ihnen immer wieder schwer, sich als "Kostbar vor Gott"
zu erfahren ? - persönliche Minderwertigkeits-gefühle ? - Ihr Rolle im Berufs-bzw.
Familien-Leben ? - Ihre heimliche Angst, "es Gott recht nicht recht zu
machen" ?
Aber das ist die Eigenschaft Ihres Lebens, die in Jesu Augen am wichtigsten
ist; dass sie wertvoll sind.
Was macht aber nun eigentlich den hohen Wert von Salz aus?
Es gibt ja zwei Arten, die einen Rohstoff wertvoll machen. Entweder es gibt ihn
nur sehr selten, wie Gold oder Diamanten oder die andere Möglichkeit, was einen
Rohstoff sehr wertvoll macht, ist schlicht, dass ihn jeder braucht. Und solch
ein Grundstoff des täglichen Lebens ist das Salz. Er ist nicht wegzudenken aus
unseren Küchen.
Und genauso wenig wie wir uns eine Küche ohne Salz vorstellen kann, kann sich
Jesus die Welt ohne seine Jünger und Jüngerinnen vorstellen. Und genauso wie
das Salz in geringen Mengen lebensnotwendig ist, genau so wenig kann diese Welt
ohne Christi Nachfolger existieren.
Die Welt braucht uns Christen. Und diese Einschätzung stammt jetzt nicht von
mir, sondern vom Gottessohn selber. Er braucht uns, und deshalb sind wir ihm
unendlich wertvoll.
Wenn wir an dieser Stelle noch einmal den Text anschauen, fällt mir etwas sehr
Tröstliches auf. Jesus sagt nicht: "Ihr sollt das Salz der Erde
sein", sondern er sagt kurz und unmissverständlich: "Ihr s e i d das
Salz der Erde". Und wenn Jesus das so sagt, dann sollten wir ihm das auch
so glauben. Also: Sei, was Du bist: Sei wertvoll. Du darfst dich also wertvoll
fühlen, weil es Dir Jesus selber zusagt. Du bist das Salz der Erde. Du bist
wertvoll.
Zwischenüberlegung im Hauskreis
- Wann haben Sie sich das letzte Mal in Ihrem Hauskreis "kostbar vor
Gott" empfunden ? Wie waren die genaueren Umstände dabei? Haben es die
anderen in der Gruppe gemerkt, oder haben Sie es für sich behalten ?
- Wie können Sie im Hauskreis dieses "Bewusstsein von Jesus her"
besser ‚pflegen': - durch Komplimente, die Ihnen leichter von den Lippen gehen
? - durch Segen, den sie einander im Namen Jesu spenden ? - durch .....(hier
Ihre Idee) ? - durch einen Gabentest, durch den Sie merken, in welcher Hinsicht
Sie besonders wertvoll ausgestatten wurden ?
2) Salz ist aber nicht nur wertvoll, sondern Salz ist würzig
Als wir an Pfingsten im Urlaub in Griechenland waren, gab es zum Essen ab und
zu ungesalzenes Brot. An sich liebe ich ja die griechische Küche, aber Brot
ohne Salz schmeckt einfach nicht. Es ist fad. Und obwohl es auch satt macht,
fehlt das Entscheidende.
Aber Salz ist nicht nur für den guten Geschmack da, es ist sogar
lebensnotwendig. In Maßen genossen braucht unser Körper Salz. Es bindet das
Wasser und entzieht Feuchtigkeit. Und die Fähigkeit des Menschen, zu schwitzen
wird nämlich über unseren Salzhaushalt gesteuert - so ist auch dies
lebensnotwendig, gleicht es doch unsere Körpertemperatur aus.
Genau so lebensnotwendig würzend sollen wir als Christen auch sein. Wir sollen
das Salz in der Suppe sein, ohne die sie fade wäre.
Aber Jesus sagt uns: "Ihr seid das Salz der Erde" und er spricht
bewusst in der Mehrzahl. Wenn Sie Ihre Suppe salzen, dann nehmen Sie auch nicht
nur ein Salzkorn, weil Sie den Unterschied dann noch nicht schmecken würden.
Wenn Sie jedoch eine Messerspitze oder einen halben Teelöffel davon nehmen,
macht es einen gewaltigen Unterschied.
Nachfolger Christi sind also immer in der Gemeinschaft Salz. Ein Einzelner kann
nicht viel ausrichten. Die richtige Würze entsteht erst in der Gemeinschaft der
Christen. Gottesdienst alleine zu feiern wäre langweilig; nicht nur, dass der
Gesang etwas dürftig wäre, Sie müssten auch noch gleichzeitig predigen und
könnten sich nicht - wie vielleicht jetzt gerade - gemütlich zurücklehnen und
zuhören. Eine Vielzahl von Leuten hingegen kann viel mehr erreichen.
Zwischenüberlegung im Hauskreis
- Kennen Sie das: Sie sind am Diskutieren zum Beispiel über das beliebte Thema
Finanzamt. Es ist erstaunlich, welche Möglichkeiten es auch für Kleinverdiener
gibt, Steuern zu "umgehen". Wenn ich dann der einzige in der Runde
bin, der das anders sieht, wünsche ich mir manchmal, dass mich noch ein oder
zwei andere Leute in meiner Sicht der Dinge unterstützen. Das gibt Gewicht in
der Diskussion.
- Welches Beispiel aus Ihrem eigenen Erfahrungsbereich fällt Ihnen ein ?
- Und hiermit ist eine Frage an mich verbunden. Wo ist es an mir, Salz zu sein?
Wo kann ich in meiner Familie, meiner Umgebung, in der Schule, am Arbeitsplatz
oder auch in unserer Gesellschaft Salz sein?
Unsere Gesellschaft braucht uns Christen, weil wir nicht nur das würzende Salz
in der Suppe sind, sondern weil christliche Maßstäbe, also von Christus
gegebene Maßstäbe, überlebensnotwendig sind für unsere Gesellschaft.
Und wiederum möchte an dieser Stelle an Jesu Worte erinnern. "Ihr seid das
Salz der Erde". Na, dann sei auch, was du bist. Sei Salz, sei würzig!
Jesus gibt uns also erstens eine Verheißung. Ich bin wertvoll wie Salz. Jesus
gibt uns zweitens einen Auftrag dazu: Wir sollen salzig und würzig sein in
dieser Welt.
Aber er gibt uns drittens auch eine Warnung mit auf den Weg:
3. Salz ist wirksam
"Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu
nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten
zertreten."
Eigentlich ein Widerspruch in sich. Salz, das nicht salzt. Jedes Salz salzt.
Oder doch nicht? Salz kann nur salzen und würzen, wenn es auch gebraucht wird.
Wenn der Salzstreuer auf dem Tisch steht, aber nicht benützt wird, dann bleibt
die Suppe fad.
Unser Land bezeichnet sich immer noch als "Christliches Abendland".
Aber wie weit sind viele Namenschristen davon entfernt, wirklich "Salz und
Licht" zu sein.
Übertragen heißt das: Wenn die Mehrzahl der sogenannten Christen in unserem
Land ihren Auftrag nicht mehr ernst nimmt, dann steht es ernsthaft um solche
Menschen und um unsere Gesellschaft als ganze. Ich möchte eigentlich kein
Gerichtsprediger sein, aber wenn wir uns die Worte von Jesus anschauen: Das
Wort "hinauswerfen" bezieht sich immer auf das Endgericht. Und nicht
weniger steht auf dem Spiel. Es geht nicht um kleine oder auch große Sünden,
sondern es geht Jesus darum, dass Menschen ständig, also ihr ganzes Leben, ohne
ihn leben. Und solch ein Leben, sagt Jesus, ist zu nichts nütze - Es ist
umsonst gelebt.
Wir Christen sollen wirksam sein. In unserem Leben. In dieser Welt. Wir sollen
unseren Auftrag wahrnehmen als Salz und Licht. In unserer Familie, in unserem
Umfeld, an der Schule, an der Uni, am Arbeitsplatz. Weil diese Welt uns
braucht. Als Verkündiger der frohen Botschaft. Im Wort und in der Tat. Das darf
bei Christen niemals auseinanderfallen. Zu unserem Auftrag gehört immer beides.
Nur dann sind wir glaubhaft und auch wirksam.
Zwischenüberlegung:
Erörtern Sie miteinander in der Hauskreis-Runde:
- Wie sieht wohl die Außenwirkung bzw.das Außenbild Ihres Hauskreises aus ?
(Vielleicht müssen Sie dazu einmal Menschen fragen, die nicht zu den
Hauskreis-Insidern gehören)
- Was möchten Sie gerne, wie Menschen von außen Ihren Hauskreis wahr nehmen ?
(Suchen Sie dazu vielleicht ebenfalls - wie Jesus mit seinem Salz-Beispiel -
ein Symbol)
Noch ein letztes Mal ein Blick in unseren Text: "Ihr seid das Salz der
Erde". Deshalb sind wir in Jesu Augen unendlich wertvoll, deshalb sind wir
würzend für unsere Nächsten und unsere Gesellschaft und deshalb sind wir als
Christen auch wirksam in dieser Welt.
"Na, dann lebt, was ihr seid!" Amen
(Diese
Gedanken wurden von Pfarrer z.A. Fabian Keller als "Abschiedspredigt"
in Gomaringen-Stockach am 10. August 2003 gehalten. Inzwischen ist er in der
Gemeinde Hochdorf, Dekanat Nagold tätig. Wir wünschen Fabian Keller dazu Gottes
Segen und einen besonders guten Kontakt zu dortigen Hauskreisen)