© Hauskreisarbeit der Evang.
Landeskirche in Württemberg
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Perspektiven Nr. 33
Das biblische Wort - 1. Korinther 9, 24.25
Das Christsein versteht man, wenn man
z. B. auf die Sportler schaut:
Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle - auf
dass einer empfängt den Siegespreis?
Laufet in eurem Christsein so, dass ihr ihn erlanget.
Sport ist uns wichtig!
Bei uns zu Hause dreht sich sehr viel um den Sport.
Die ganze Familie ist mit der Leichtathletik verbunden. Meine Frau und ich
trainieren und organisieren in der Leichtathletikabteilung unseres Sportvereins
und legen Hand an, wo es nur geht. Unsere beiden Töchter trainieren
leistungsorientiert.
Somit bleibt auch für sie viel Zeit für den Sport auf der Strecke. Die
Wochenenden sind meistens mit Wettkämpfen belegt. Dort gilt es für die Sportler,
das Antrainierte umzusetzen und sich der Konkurrenz zu stellen. Wir sind stets
dabei und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Es vergeht also kein Tag ohne
den Sport.
Warum machen wir das?
Wir möchten der Jugend den Spaß am Sport "Leichtathletik"
näherbringen und somit unseren Beitrag zum Freizeitangebot unseres Vereins in
der Gemeinde einbringen. Wir sind gerne mit jungen Menschen zusammen.
Wir wollen uns selber körperlich und geistig fit halten. Seit unserer Jugend
treiben wir Leichtathletik und lernten uns dort kennen. Sport macht der ganzen
Familie Spaß.
Wie kamen wir zum Glauben?
Als junger Mann hatte ich mit der Kirche überhaupt "nichts am Hut".
Mit unseren Töchtern fing alles an. Unsere Kinder besuchten sonntags die
Kinderkirche und erzählten uns anschließend die Geschichten, die sie gehört
hatten. Später gingen sie in die altersentsprechenden Jungschargruppen. Als
unsere älteste Tochter Simone dann zur Konfirmationsvorbereitung ging, lud
unser damaliger Pfarrer, Herr Pfizenmaier, zu einem Informationsabend ein. Am
Ende dieses Abends bat er die Eltern, ihre Kinder sonntags in den Gottesdienst
zu begleiten. Er sagte wörtlich: "Wenn Sie wollen, daß Ihr Kind zum
Glauben findet, begleiten Sie es sonntagmorgens in die Kirche und drehen Sie
sich nicht wieder im Bett um!" Dieser Satz hat uns sehr bewegt. Von diesem
Tag an besuchten wir gemeinsam sonntags den Gottesdienst. Schon bald spürten
wir, wie gut es uns tat, eine Stunde dem Alltag zu entrinnen und sich nur auf
das Wort Gottes zu konzentrieren. Herr Pfizenmaier hatte es verstanden, uns
durch seine Predigttexte etwas zu vermitteln und aufzuzeigen, das uns zum
Nachdenken brachte und zu manchem langen Gespräch nach dem Gottesdienst
anregte.
Wie bringen wir uns ein?
Eines Abends klingelte es. Pfarrer Pfizenmaier stand ganz niedergeschlagen vor
der Tür. Wir baten ihn herein, und er erklärte uns, daß die Küchentruppe der
Konfirmandenfreizeit, die in drei Wochen stattfinden würde, kurzfristig
ausgefallen sei und er bis jetzt keinen Ersatz gefunden hätte War es Zufall
oder Fügung? Es war das einzige freie Wochenende, an dem meine Frau und ich
keine Wettkampfbetreuung hatten, und so sagten wir spontan zu. Dies war der
Beginn unserer Mitarbeit in der Kirchengemeinde und einer Freundschaft mit
unserem Pfarrer, die wir sehr zu schätzen wußten. Die Dankbarkeit und die Art
von Herrn Pfizenmaier hat uns bewogen, dies auch in den kommenden Jahren zu
übernehmen. Heute freuen wir uns jedes Mal, wenn wir zum Einsatz kommen und
wieder neue Gesichter sehen und kennenlernen.
Was dürfen wir empfangen?
Es ist uns wichtig, an sportfreien Sonntagen den Gottesdienst zu besuchen. Wir
müssen gestehen, wir brauchen diese Stunde für uns, da es heute schwieriger
denn je ist, in familiären und betrieblichen Belangen die richtigen Worte und
Entscheidungen zu finden oder zu fällen. Wir finden in unserem Herrn einen
Ansprechpartner, der uns kennt mit allen unseren Ängsten und Nöten, die wir
aber unter seiner Obhut ausleben dürfen. Er ist für uns wie ein Akku - er gibt
uns jeden Tag neue Kraft! Sport ist uns wichtig - aber es gibt noch etwas
Wichtigeres!
Diese Gedanken haben wir mit freundlicher
Genehmigung der Autoren dem Büchlein zur AKTION "NEUE SCHRITTE
geschenkt" entnommen. -
In unserem Bibeltext schreibt Paulus dann
weiter:
1. Korinther 9, 25:
Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich aller unnützer Dinge - jene
Sportler, damit sie einen vergänglichen Siegeskranz erringen, aber wieviel mehr
wir, wenn wir doch einen unvergänglichen Kranz empfangen.
Christein muß nach Paulus offensichtlich auch
etwas mit "Enthaltsamkeit" zu tun haben. Es geht in einem
christlichen Leben auch um die Kunst des Weglassens - im griechischen Urtext
steht für das Wort "askesis"
Seltsam: - "Askese" steht in unserer Gesellschaft auf der Liste der
am meisten geschmähten Worte ganz oben an. In diesem Begriff scheint alle Leib-
und Sinnenfeindschaft - aller Haß gegen die Fülle des Lebens konzentriert.
Aufgereizt durch Werbung und eine ganze Bedarfsweckungs-Industrie, geprägt
durch das oberste Glaubensbekenntnis unserer Industriegesellschaft:
"Profitmaximierung" ist "Enthaltsamkeit", so etwas wie die
"Sünde wider alle wirtschaftliche Entwicklung". "Askese" -
im größeren Stil ins unserer Bevölkerung praktiziert - würde Westeuropa auf den
Stand eines "Entwicklungslandes" zurückdrehen.
Eigenartig: Wenn Paulus von
"askesis" spricht, dann meint er: das In-Form-Sein der Athleten - das
heißt: einen Lebensstil der Sportler, sich aller überflüssiger Dinge zu
enthalten, die ihn hindern, den Siegerkranz des Lebens zu erringen.
Askese ist in diesem Sinn keine reine Verneinung nur - Askese ist gerade
Bejahung des besseren Lebens.
Christsein nimmt - so gesehen - in den Blick:
In jedem Zeitalter sind es andere Dinge, die uns an wahrem Leben hindern und
belasten.
Ein Christ sieht sich immer wieder - und sei es im Gegensatz zu seiner
nicht-christlichen Umwelt - genötigt zur Fragestellung:
·
Muß ich wirklich alles machen, was ich machen könnte?
·
Ist es wirklich notwendig, daß ich nur immer neuen Möglichkeiten
nachjage?
·
Kann ich nicht viel intensiver auch das Gegebene schätzen lernen
- und dankbarer werden?
·
Muß ich mich nicht, inmitten von einer gesellschaftlichen
Toleranzwelle, die vor allem den eigenen Egoismus absichert - viel kräftiger
auch öffentlich dem Ringen um Wahrheit stellen?
·
Was ist wirklich gut für uns und unsere Welt?
·
Was tut uns und unserem Miteinander in Wahrheit nicht gut?
Christliche Enthaltsamkeit ist die Suche nach
der besseren Alternative "Leben" aus der Nähe zu Jesus.
Wie dieser Text im Hauskreis lebendig
werden kann:
·
Dem Sportler gegenüber gibt es drei Haltungen: "aktiv"
- "passiv" - "desinteressiert". Wie ist das in Ihrer
Familie, in Ihrem Hauskreis aufgeteilt? Welches sind die jeweiligen Vor- bzw.
Nachteile?
·
Übertragen auf das Christsein: Wie sieht das in Ihrem Bekannten-
bzw. Kollegenkreis aus? - Haben Sie schon einmal die "Passiven" bzw.
"Desinteressierten" fürs "aktive Christsein" geworben?
Welche Vorteile können Sie anführen - welche Nachteile?
·
Nach Paulus haben nur die "Aktiven" die Chance, den
"Siegeskranz des Reichs der Möglichkeiten Gottes" zu erwerben. - Wie
stellen Sie sich solch einen Siegeskranz vor? Wodurch kann einer sich zu den
"Aktiven im Reich Gottes" zählen?
·
Können Sie Anzeichen in unserer Gesellschaft nennen, die zeigen,
wie stark "Enthaltsamkeit" heutzutage gesellschaftlich verpönt ist?
·
An einer Stelle unserer Textauslegung haben wir gelesen:
"In jedem Zeitalter sind es andere Dinge, die uns an wahrem Leben hindern
und belasten." - Überlegen Sie miteinander, was das für unser Zeitalter
wohl für Belastungen sein könnten. Und laden Sie zu diesem Problem auch ruhig
einmal Ihre Jugendlichen in Ihre Hauskreis-Runde ein.
Besonders mit der jüngeren Generation lohnt es
sich, über folgende Fragen ins Gespräch zu kommen:
o
Muß ich wirklich alles machen, was ich machen könnte?
o
Ist es wirklich notwendig, daß ich nur immer neuen Möglichkeiten
nachjage?
o
Kann ich nicht viel intensiver auch das Gegebene schätzen lernen
- und dankbarer werden?
o
Muß ich mich nicht, inmitten von einer gesellschaftlichen
Toleranzwelle, die vor allem den eigenen Egoismus absichert - viel kräftiger
auch öffentlich dem Ringen um Wahrheit stellen?
o
Was ist wirklich gut für uns und unsere Welt?
o
Was tut uns und unserem Miteinander in Wahrheit nicht gut?
·
Wie wird für Sie selber in Ihrem Christsein der letzte Satz
konkret: "Christliche Enthaltsamkeit ist die Suche nach der besseren
Alternative "Leben" aus der Nähe zu Jesus."
Jens Plinke