© 2004 – Hauskreisarbeit der Evang. Landeskirche, Württ.
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Gruppen
beenden
Hauskreise und andere
christliche Kleingruppen sind lebendige Zellen in der Gemeinde Jesu
Christi. Ebenso wie die Körperzellen
jedes Lebewesens durchlaufen Hauskreise Phasen des Wachstums, der Reife und des
Niedergangs. In Natur und Gemeinde ist
das die Voraussetzung für Lebendigkeit und Erneuerung. In unserem Körper sterben täglich
Hunderttausende von Zellen und werden durch neue ersetzt.
Wir sind daran gewohnt, über
die Gründung und die Arbeitsweise von Kleingruppen nachzudenken. Über die Beendigung von Gruppen wird dagegen nur
selten gesprochen. Manche sterben
einfach. Das aber hinterläßt bei den
Mitgliedern oft Verletzungen und einen bitteren Nachgeschmack. Es lohnt sich, dieser normalen Phase jeder
Gruppe mehr Beachtung zu schenken.
Gruppen auf Zeit
Gruppen sind nicht für die
Ewigkeit geschaffen. In unserer Zeit
wird es zunehmend schwieriger, Menschen für eine länger dauernde Verpflichtung
zu gewinnen. Es ist deshalb fair,
Mitgliedern bei ihrem Eintritt in die Gruppe zu sagen, auf welchen Zeitraum sie
sich einstellen können.
Viele auf ein Thema oder
eine Aufgabe gerichtete Gruppen sind für eine begrenzte Zeit gedacht z.B. :
• Gesprächsgruppen nach
evangelistischen Aktionen wie ProChrist, Neu Anfangen, Neue Schritte usw.
treffen sich 5-7 mal.
• Ein Glaubensgrundkurs dauert
8-12 Wochen. Dann entscheiden die
Mitglieder, wie es weitergehen soll.
• Das Vorbereitungsteam für
eine Evangelisation wird sich für mehrere Monate treffen. Wenn das Ereignis vorüber ist, finden noch
1-2 Auswertungstreffen statt dann wenden sich die Mitglieder anderen Aufgaben
zu.
Den Abschluß feiern
Bei allen diesen zeitlich
begrenzten Gruppenerfahrungen ist es wichtig, den Abschluß zu feiern. Auf Tagungen und Freizeiten erleben wir die
Abschlußfeiern meist als einen Höhepunkt.
Warum kann das bei anderen Gruppen nicht auch so sein? Glaubensgrundkurse enden oft mit einer
gottesdienstlichen Feier, bei der einzelnen Gelegenheit gegeben wird, zu
berichten, was ihnen der Kurs persönlich bedeutet hat. Arbeitsgruppen können den Abschluß ihrer
Aufgabe mit einem gemeinsamen Essen oder Ausflug feiern. Das gibt Gelegenheit Stärken und Schwächen
zu bewerten und Gott für vielfältige Erfahrungen der Durchhilfe die Ehre zu
geben.
In jeder Gruppe, die einen
Weg miteinander gegangen ist, sind persönliche Beziehungen gewachsen, die man
ungern aufgibt. Es ist wichtig, die
Dankbarkeit dafür voreinander und vor Gott auszusprechen. Im Gegensatz zu einer Tagung oder Freizeit
haben die Teilnehmer von Gemeindegruppen Gelegenheit diese Beziehungen in
anderen Zusammenhang weiterzuführen.
Wie
aber ist es mit den vielen Gruppen, die sich seit Jahren in der gleichen Weise
treffen? Viele von ihnen verlieren mit
der Zeit Mitglieder durch Wegzug oder Todesfälle. Oft kennt man sich schon sehr gut, die Zusammenkünfte sind zur
Routine geworden. Manche haben ein
echtes Interesse an den Treffen verloren, sie verbergen aber diese Gefühle und
kommen aus Pflichtgefühl oder aus Loyalität den Leitern gegenüber
weiterhin. Solche Gruppen können nicht
leben und nicht sterben. Wäre es nicht
ehrlicher, eine solche Gruppe in einer würdigen Form aufzulösen, als sie weiter
Monat für Monat dahinzuschleppen?
Beenden
ermöglicht Neuanfang
Es
gibt viele Möglichkeiten, den Abschluß in einer Weise zu gestalten, der
niemanden verletzt und vor allem keinem das Gefühl des Versagens gibt. Wichtig ist dabei eine positive
Perspektive. Hierzu einige Gedanken und
Hinweise:
• Wenn ein Abschnitt zuende geht, besteht die Möglichkeit, Neues
zu beginnen. Die frei gewordene Zeit
kann dann für Aktivitäten eingesetzt werden, die der Lebenssituation der Person
besser entsprechen.
• Es sollte normal sein, als Christ geistlich zu wachsen und zu
reifen. Das bedeutet auch, neue
Aufgaben zu übernehmen. Aus
Gruppenmitgliedern können Gruppenleiter werden, aus Gruppenleitern
Verantwortliche für größere Gemeindebereiche.
In Zeitabschnitten denken
und arbeiten
Bei allen unseren Gruppen
sollten wir lernen, in überschaubaren Zeitabschnitten zu denken und zu
arbeiten. Die Gruppe beschließt, woran
sie in den kommenden Wochen oder Monaten arbeiten will. Ist sie damit zuende, wird Rückschau
gehalten. Oft wird oft im Rückblick
erst deutlich, daß die Mitglieder ein Stück weitergekommen sind. Aufgrund der Erfahrungen kann Aufgabe und
Arbeitsweise für den nächsten Abschnitt festgelegt werden. Das hält die Arbeitsweise flexibel und
schafft ein Wachstumsbewußtsein. Jeder
soll die Freiheit haben, in der Gruppe zu bleiben oder sich einer anderen
anzuschließen, die seiner Lebenssituation besser entspricht.
Geeignete Arbeitsmaterialien
Gerade in letzter Zeit sind
zahlreiche Anleitungen erschienen, mit denen man 612 Gruppentreffen gestalten
kann *). Sie vertiefen ein bestimmtes
Thema. Darauf kann dann mit einem
anderen Arbeitsheft aufgebaut werden.
Durch dieses Bausteinsystem kann die Gruppe Richtung und Tempo ihres
Fortschreitens frei wählen.
Heiko Hörnicke, Münsingen
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*) Zusammenstellung in der
Gemeindeaufbauzeitschrift PRAXIS, Heft 71, 1997, S. 31-32.