© 2004 – Hauskreisarbeit in der Evang. Landeskirche, Württ.
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Bibel aktuell, Nr. 94
Jesu Macht über die bösen Geister
Lukas 11, 14-26
Eine Frau war über Jahre in
geschlossenen und offenen Anstalten. Sie wurde entlassen, kam in unseren
Hauskreis - und verschloss sich plötzlich in ihrer Wohnung. Zu zweit besuchten
wir sie, fragten nach evt. verübten okkulten Praktiken, z. B. Wahrsagerei,
Kartenlegen o.ä. Sie brach in Tränen aus und erzählte ihre Schuld.
Wir hörten ihr Bekenntnis und sahen ihren Schmerz und sprachen ihr die
Vergebung im Namen Jesu zu. Sie übergab ihr Leben an Jesus. Plötzlich fing ein
Dämon an, aus ihr zu reden: Er lachte über Jesus und behauptete, dass die Frau
ihm gehöre. Wir sangen Loblieder zu Gott, lasen laut Psalmen vor und beteten,
dass Gott diese Frau mit seinem Geist ausfüllen und heilen möge. Nach Stunden
musste Satan weichen. Die Frau wurde frei, auch von allen Tabletten. Ihr
Gesicht begann zu strahlen. Viele sahen, dass etwas passiert war bei dieser
Frau.
Leider müssen wir gerade eine zweite Phase mit ihr erleben. Die Frau fiel
wieder zurück: Depressionen und das Reden des bösen Geistes versuchen sie
wieder vom Weg Jesu abzubringen. Hier ist nun Geduld gefragt, bis die Frau
wieder von ganzem Herzen mit Jesus gehen will. 1
Bitte, lesen sie jetzt den Text Lk 11, 14-26
Was damals "los" war
Nun, es war allerhand los, damals! Der Teufel war los. Der Teufel war los, weil
der Sohn Gottes erschienen war, der, von dem sie bezeugten: " Dazu ist
erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre" (1.
Joh 3, 8). Dies war eine Kampfansage, zwei Machtansprüche prallten aufeinander:
das Reich Satans (Vers 18) und das Reich Gottes (Vers 20).
Zu keinem Zeitpunkt, d. h. bei keiner konkreten Konfrontation, von der uns das
Neue Testament berichtet, gab es aber einen Zweifel, wer hier das Sagen hatte:
Jesus. Vor ihm fielen die Mächte nieder und winselten um Gnade (Lk 8, 28), weil
sie wussten, dass er auch ihr Gebieter war und sie exakt das zu tun hatten, was
er gebot. Und nie hat Jesus einem Dämon erlaubt, in einem Menschen wohnen zu
bleiben. Sein Kommando war immer dasselbe: Raus! Und dann war diese Person
befreit.
Das Problem der Zeitgenossen war dabei nicht - wie bei uns - die Frage: Ja,
gibt es denn so was wie "Dämonen"? Das war für sie geklärt. Es waren
unter ihnen ja auch Männer, die mit bestimmten Methoden es hinbekamen, dass die
Dämonen, die Menschen quälten, diese verließen. Das gab es bei den Juden, z. B.
die Söhne des Priesters Skevas in Ephesus (Apg 19, 13-16) - wie bei den
Griechen, z. B. der Zauberer Simon in Samaria, der die Methode gerne gekauft
hätte (Apg 8, 7.9 ff, 18 ff), mit der Philippus und Petrus arbeiteten, vor
denen die unreinen Geister flohen.
Nein, das Problem der Juden mit dem Befreiungsdienst Jesu lag ganz woanders.
Sie spürten - anders als bei ihren Exorzisten - dass hinter diesen Befreiungen
ein gewaltiger Anspruch spürbar wurde: nämlich, dass mit ihm, Jesus, Gottes
Königsherrschaft mitten unter sie getreten sei - das war ihr Problem mit den
Austreibungen Jesu. Unbestreitbar: seine Vollmacht war unübersehbar größer als
bei ihren Exorzisten; er gebrauchte keine Mittelchen und Methödchen, sondern er
herrschte die Dämonen an und sie taten, was er befahl. So staunten die einen.
Die Kritischeren aber hinterfragten die Tat und meinten eigentlich dabei seinen
Anspruch - Ihn selber.
Der Text im Überblick
V. 14-16 Befreiung - Bewunderung - Befragung
V. 17-20 Drei schlagfertige Antworten
V. 21-23 Stark - stärker - am stärksten
V. 23 "Zwischenüberlegung" von Jesus
V. 24-26 Blick hinter die Kulissen
Was man nicht gleich versteht
Das Hauptproblem für uns heute ist die Frage: Gibt es das wirklich? Gibt es
"Dämonen"/ "unreine Geiste" als reale, personale Mächte?
Sind das nicht eher innerpsychische Projektionen der Phantasie oder einfach Zwänge,
unter denen Menschen leiden. Schizophrene hören ja z. B. auch Stimmen etc. Es
lässt sich alles "natürlich" erklären - und wenn nicht, dann setzt
man eben den "Faktor Psi" ein.
Dazu kommen theologische Einwände, dass das Neue Testament keinen Dualismus
kenne zwischen Gott und Satan. Auch gebe es in der Bibel keine Satanologie d.
h. eine Lehre über das Reich der Finsternis. Darum wird darüber auch nicht
gepredigt.
Seelsorgerlich wird abgeraten, sich mit Dämonen zu befassen, denn das mache nur
Angst ("Plötzlich hinter jeden Busch ein Dämon") und gebe oftmals
Anlass zu horrenden Fehleinschätzungen bei psychischen Erkrankungen durch
Laienseelsorger. Alles in allem: Hände weg!
Zwischenüberlegung
Was passiert in einer Familie, in der alle Angst haben, aber die Angst
stillschweigend zum Tabuthema erklärt wurde und darum keiner darüber spricht?
Antwort: es tritt dadurch keine Heilung, sondern Krankheit und Störung ein. Die
Angst existiert weiter, auch wenn sie tot geschwiegen wird.
Oder ein Verwandter wird gehasst. Er wird in der Familie einfach nicht mehr
erwähnt. Die Kinder wissen von ihnen nichts. Ist aber Vetter Frank deswegen
nicht existent? Sollte er eines Tages unter der Haustüre stehen, wären alle
plötzlich sehr hilflos.
Diesen Eindruck völliger Hilflosigkeit macht z. Zt. die Ev. Kirche in Bezug auf
das Thema "Dämonen" und den Umgang damit. Jahrhunderte lang hat man
das Thema symbolisch spiritualisiert, theologisch uminterpretiert und
humanwissenschaftlich integriert und befindet sich plötzlich in einer
Gesellschaft der Jahrtausendwende wieder, die - ohne es christlich zu meinen -
von Teufel, Dämonen und Engeln redet und sich wieder total religiös
interessiert für "Übersinnliches"- Und die Kirche steht da mit den
Antworten von gestern, den Antworten der Aufklärung und des Liberalismus und
stottert: "Das gibt es doch nicht" oder "Das muss man so und so
verstehen." Und keiner hört mehr zu, weil es nicht mehr taugt zur
Erklärung der heutigen Wirklichkeit.
Was man hoffentlich gleich versteht
In Kürze ein paar Antworten auf die angeschnittenen Fragen zur personalen
Existenz dämonischer Mächte.
1. Dämonen sind Personen: sie können verstehen, sich äußern, angeredet werden
und darauf reagieren. Dies ist biblische bezeugt. Und ist seelsorgerliche
Erfahrung bis heute.
2. Dämonen sind unsichtbar, aber dennoch existent. Die Weltanschauung des
Positivismus des 19. Jh., dass existent nur sei, was man naturwissenschaftlich
erfassen kann, ist längst überholt. Man weiß heute: Unsere Welt aus Länge
Breite, Höhe ("3D") ist gegeben durch unsere Sinnesorgane. Denkerisch
aber ist 3 D ein winziger Ausschnitt weiterer denkbarer Wirklichkeiten bis zu x
n+1 D, d. h. unendlich. "Unsichtbarkeit" für uns heißt von daher noch
lange nicht "nicht existent", sondern "einer höheren Dimension
zugehörig". Ganz einfach. Denn wenn wir beim "Weltkastenmodell"
stehen bleiben würden, wäre auch nicht einsichtig, warum die Dämonen nicht
existieren sollen, weil wir sie nicht sehen, wir aber bekennen, dass es Gott
geben soll, den wir auch nicht sehen. Aber erfahren tun wir beide. Allerdings
mit inneren Sinnesorganen. Vom Teufel zu reden ist keineswegs
"mittelalterlich", sondern up-to-date. Und endlich wieder biblisch.
3. Vom Teufel zu reden bedeutet auch keineswegs, "dualistisch" zu
werden. Vom Teufel reden bedeutet vielmehr, seine und seiner Helfer personale
Wirklichkeit ernst zu nehmen, um ihn in der Autorität Jesu, des Herrn der
Herren genauso zu behandeln, wie Jesus es damals vorgemacht und viele Male
seinen Jüngern auch befohlen hat, es ihm nach zu machen - nämlich den Teufel
und seine Dämonen konsequent "zu zerstören" (1. Joh 3,8). Dies ist
niemals Dualismus, dies ist Christus-Dominanz. "Der Teufel steht nicht im
Credo, man muss nicht an ihn glauben; austreiben genügt" (Rudolph
Bohren)2.
4. Weder das Neue Testament noch das Alte Testament gibt uns eine ausführliche
Lehre zu Satan und seinem Reich der Finsternis. Es bildet nur die dunkle Folie
für das Himmelreich, dessen Wesen in allen Details verkündigt wird. Dennoch
gibt es Texte, die in Andeutungen uns gewisse Einblicke geben, damit wir besser
kämpfen können. Unser Abschnitt ist einer davon.
Was der Text will I
Der Befreiungsdienst Jesu geschieht nicht im seelsorgerlichen Zimmerlein,
sondern vor den Menge. Man darf voraussetzen, dass Jesus am Predigen war. Jesus
fiel der Mann auf und er ergreift die Initiative, obwohl er nicht darum gebeten
wurde, wie sonst oft. ("Was möchtest du, dass ich dir tun soll?" Mk
10, 51).Der Mann war ja stumm.
Der Dämon der Stummheit besetzte das Ich dieses Mannes dermaßen umfassend, dass
er tatsächlich kein Wort herausbringen konnte, wiewohl er reden konnte d. h.
die Sprache ihm zur Verfügung stand (V. 14).
Der Zusammenhang zwischen Behinderung und dämonischer Ursache ist im Neuen
Testament singulär und wird von Jesus an keiner Stelle verallgemeinert. Die
Heilung gilt hier und jetzt diesem Menschen. Sie hat nicht den Zweck, einen
allgemeinein Lehrsatz empirisch zu beweisen, sondern - ein weiteres Mal - den
Glanz des Himmelreichs unter den Menschen aufstrahlen zu lassen.
Das hat "die Menge" auch sofort so verstanden und staunend quittiert.
Aber in den Augen von "einigen" waren sie ja nur das
"unverständige Volk" (vgl. Mt 14,5; 21, 26; Joh 5, 45-49; vor allem
die arrogante Diskussion in Joh 9 besonders V. 24-34). Die wussten, worauf es
theologisch ankommt: "Wunder kann auch der Teufel tun - also ist dieser
Mann von Gott oder nicht? Prüfet die Geister! Wie? Er soll ein Wunder tun, was
unzweideutig nur vom Himmel sein kann."
Zwischenüberlegung
Ist diese Rückfrage nicht berechtigt, ja, geradezu nötig - auch heute? Spricht
nicht auch die Offenbarung (13, 13f) davon, dass in der Endzeit im religiösen
Umfeld des Antichristen gewaltige Zeichen und Wunder geschehen?
Gewiss! Wunder sind noch kein Ausweis für den göttlichen Ursprung. Aber es gibt
mach Off 13, 8 eine Widerstandsgruppe, die von einem anderen Geist geprägt ist
und darum klar unterscheiden kann.
Paulus wurde auch mit der Echtheitsfrage konfrontiert - die Griechen wollten
ein schlüssiges philosophisches System sehen und die Juden ein eindeutiges
Zeichen vom Himmel (1 Kor 1, 22-25). Und was ist seine Antwort? Christus, der
Gekreuzigte. In ihm ist alle Weisheit Gottes verborgen; und er ist das ewige
unüberbietbare Zeichen Gottes in der Welt.
Fragen stellen darf man bei Jesus. Er antwortet. Unsere Reaktion auf die
Antwort aber zeigt dann, ob unsere Frage demütig und lernbereit gemeint war
oder arrogant mit vorgefasster Meinung und darum auch nicht veränderbar. Wie
antwortet Jesus hier?
Was der Text will II
A Drei kluge Argumente
V. 17-18 Jesus antwortet mit der Technik der rabbinischen Argumentation:
Bildwort und Frage.
Bild: Jedes Reich hat Ordnungen und Gehorsamsstrukturen. Nur so kann ein Staat
bestehen. Wenden sich aber die Oberen gegen die Unteren und umgekehrt, so entsteht
Bürgerkrieg, Chaos und Machtzerfall.
Eure Frage aber, die sich gegen mich und letztlich gegen Gott richtet, zeigt,
dass das Reich Satans nicht zerfallen ist, sondern sehr anschaubar besteht.
Eine ungeheure Antwort!
Nicht indirekt, sondern offen spricht Jesus diesen Gedanken in Joh 8, 37-45 aus
(Beelzebub, Satan, Teufel - alles Namen für denselben).
V. 19 Im zweiten Durchgang entblößt Jesus die Frager als Heuchler, weil sie mit
zweierlei Maß messen: ihre Söhne, die Dämonen austreiben, sind offenbar von
Gott; er aber sei mit dem Teufel im Bunde. Hier zeigt sich klar der Hintergrund
ihrer Frage: ein festgelegtes Urteil, ein klares Vor-Urteil.
"Diese Besserwisserei und Heuchelei wird Gott am Tag des Gerichts
beurteilen. Und dann wird sich zeigen, dass die junge Generation, die im Namen
Gottes den Kampf gegen Satan aufnahm, besser wusste, aus welcher Kraft ich,
Jesus, handele, als ihr ideologisch imprägnierten Väter, an denen jedes
Argument abprallt wie an einer Regenhaut, weil ihr euch gar nicht ändern wollt.
Eure Kinder werden eure Richter sein!"
V. 20 Im dritten Durchgang "ent-blößt" Jesus seinen Hintergrund.
"Meine Vollmacht überragt die Vollmacht eurer Söhne wie die von Mose die
Vollmacht der ägyptischen Zauberer (2 Mose 8, 15), die bekennen mussten: "Das
ist Gottes Finger!" Ja, ich bin der neue Mose, der den Finger des
Allmächtigen bewegen darf - mehr noch! - In meinem Kommen kommt Gottes Finger,
nicht bildlich, sondern tatsächlich zu euch, spricht Gott selber. Wenn aber
Gott selber hier präsent ist und damit sein Königreich (auf das ihr doch so
sehr wartet!) - dann ist Gehorsam dran und Glaube an mich."
Unverhüllt spricht hier Jesus von der Zeichenbedeutung seiner Wundertaten. Sie
sind nicht Mirakel eines Wundertäters ("wow!"), sondern Jesus will,
dass der Vater geehrt und sein Reich gesehen und ER angebetet wird.
B Stark - stärker - am stärksten
V. 21-23 zeigt, worum es beim Reich Gottes im Letzten geht. Es geht um die
Frage: wer ist hier der Chef? In Jes 49, 24-26 steht, dass Gott Jahwe der
Stärkste ist, der die Starken besiegt, die Schinder seines Volkes und ihnen die
Gefangenen entreißt. "Und alles Fleisch soll erfahren, dass ich, der HERR,
dein Heiland bin und dein Erlöser." Es ist das Ziel Gottes, dass Israel,
dann aber auch "alles Fleisch" ihn erkennt als den Mächtigen, als den
Heiland und Erlöser.
In seiner Auseinandersetzung mit den Juden nimmt Jesus in diesem
Jesaja-Beispiel eindeutig die Rolle des Stärksten ein d. h. die Stelle Gott
Jahwes. Indem er das tut, weist er aber zugleich über sich hinaus auf den
Vater. "Nicht ich bin der Supermann, sondern der Vater. Um sein Reich geht
es, um seine Ehre geht es vor allem Fleisch!
C Ein Fazit
V. 23 ist eine prägnante Zusammenfassung: Wer nicht verstanden haben sollte,
was er mit dem Bisherigen sagen wollte, der bekommt jetzt Klartext:
· Es gibt nur zwei Reiche: das Reich Satans und das Reich Gottes.
· Sie sind geschieden wie Feuer und Wasser.
· Man kann nicht zum einen wie zum anderen gehören: du musst dich entscheiden.
Ein Dazwischen erlaube ich nicht. (Und Satan übrigens auch nicht!)
· Es gibt ein Gericht, das Gott abhält.
· Das Urteil fällst du dir dabei selber, weil Gottes Ver-Urteilung deiner
Vor-Verurteilung Jesu folgt oder deinem Glauben an ihn als Stellvertreter
Jahwes in dieser Welt.
Jesus wusste, dass es in diesem Kampf (wie in keinem Krieg!) ein Dazwischen
gibt und dass die Finsternis die völlige Zerstörung des Reiches Gottes will.
Und darum die Gegenthese: "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, um die
Werke des Teufels völlig zu zerstören."
Dieser kompromisslose Satz ist als eine Warnung gedacht
- an alle, die eine Beute des Teufels waren und befreit wurden, entschlossen
auf Jesu Seite zu bleiben;
- an alle, die in intellektueller Selbstverliebtheit Jesus kritische Fragen
stellen;
- an alle Zögernden, Antwort-echt-Suchenden, nicht im Dazwischen stehen zu
bleiben, sondern sich ganz auf Seine Seite zu stellen und in das Reich Gottes
einzutreten.
Was der Text will III
Der Blick hinter die Kulissen
V. 24-26 aber auch schon die ganzen Verse bisher lassen uns einen kurzen Blick
tun hinter die 3-D-Kulisse unserer Weltwirklichkeit hinein in die Dimension von
"Satans Reich".
Was erkennen wir?
- Das "Reich Satans" ist so real wie das "Reich Gottes" -
- Reich bedeutet Herrschaftsbe-Reich. Von daher besteht ein unerbittlicher
Gegensatz zwischen beiden, was eine Kampfansage von beiden Seiten bedeutet.
Satan wird von daher auch "Mörder von Anfang an" (Joh 8, 44) genannt
oder "Teufel", griechisch dia-bolos d. h. "Durcheinanderwerfer",
Zerstörer der Werke Gottes.
- Diese geistliche Radikalalternative erzwingt von jedem eine Entscheidung, wo
er stehen will.
- Wie jedes Reich kennt auch Satans Reich eine Hierarchie d. h. abgestufte
Kompetenzen und Befehlsautorität. Es gibt einen "Obersten" (V. 15),
der befehlen kann und der "unreine Geister" oder "Dämonen"
unter sich hat.
- Das Wort "Oberster" (griech, archon) wird in den Evangelien oft vom
Teufel gebraucht und bei Paulus Eph 2, 2 mit dem Zusatz, "der in der Luft
herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des
Ungehorsams". Die Kompetenz dieses "archon" ist also weltweit.
Die Kompetenz der "Dämonen" wird dagegen immer nur in Bezug auf
Einzelpersonen beschrieben.
- Die Dämonen sind zwar unsichtbar, aber ortsgebunden und nicht wie
Vater-Sohn-und Heiliger Geist allgegenwärtig. Es scheint, dass auch der Teufel
- wenn auch weltweit spürbar - ortsgebunden ist. Off 20, 1-3 spricht davon. Von
der Dimensionenlehre her, d. h. der Schrankenwirkung jeder nächsthöheren
Dimension, sind solche Unterschiede ohne weiteres nachvollziehbar.
- Die Ortsgebundenheit der Dämonen zeigt sich darin,
o dass sie in einem Menschen wohnen (V. 26) und diesen als "mein
Haus" (24) bezeichnen
o dass sie umherstreifen
o dass sie aus der Wüste wieder an ihren Ort zurück finden und versuchen,
erneut Unterschlupf zu suchen.
- Ein Haus zu haben, scheint ein Grundbedürfnis dämonischer Existenz zu sein.
Grund?
Ist Lk 8, 31 eine Antwort d. h. ihre Angst, sonst " in den Abgrund"
d. h. die Hölle zurück zu müssen? Ein interessanter Gedanke, dass selbst die
Dämonen die Hölle fürchten müssen. Solange sie "ein Haus haben",
scheinen sie sicher zu sein.
- Da die Dämonen der 3-D-Welt und ihren Raumgesetzen nicht unterliegen, scheint
es
möglich, dass ohne weiteres auch eine Vielzahl von ihnen Wohnung in einem
Menschen finden kann: hier 7 +1, in Lk 8, 30 eine Legion, sprich 6 - 8 000.
- Es scheint im Reich der bösen Geister noch Steigerungen der Bosheit zu geben
(V.
26). Praktisches Beispiel auf dem Gebiet des Zornes ist Eph 4, 26 +27. Gibt man
aber
als Christ dem Teufel (wieder) Raum, so erlebt man die Steigerung des Bösen
laut V.
31 von der Bitterkeit bis zur bewussten Bosheit, die dem andern dann bewusst
schaden
will.
- Das dämonische Subjekt kann sich ganz stumm und unauffällig verhalten (V. 14)
oder sich in chaotischem Verhalten zeigen (V. 26). In beiden fällen versucht
der Dämon Herrschaft über den Willen seines "Wirtes" zu erlangen
("mein Haus" V. 24) und diesen zu dirigieren - was immer zur Not für
den Menschen wird.
- Der Text sagt nur, dass die Dämonen "hinein kommen" oder
"ausfahren", aber nicht wo und wie. - Eph 4, 26+27 zeigt, dass bei
der dämonischen Hausbesetzung der Entschluss des Menschen eine entscheidende
Rolle spielt. Der Mensch ist von Gott eingesetzt als rechtmäßiger Besitzer
seines Körpers/Hauses und er bestimmt, wer rein kommt: der Teufel oder
Christus( Gal 2,20) bzw., der Heilige Geist (Eph 5, 18). Deswegen gehören
Lebensübergabe und Befreiungsdienst eng zusammen (vgl. das einleitende
Beispiel). Das Ausfahren-Müssen erzeugt immer großen Widerstand. Bei dem
Gerasener Lk 8, 24 ff entsteht eine große Diskussion; in Mk 9, 14,18 ff
widerstehen die Dämonen dem Befehl der Jünger. Als Jesus dann gebietet, fahren
sie aus mit großem Geschrei, also durch den Mund. Die alte Kirche predigte am
Sonntag Okuli über diesen Text Lk 11, 14-26. Die Predigt war der Auftakt für
die sich anschließende Austreibung der Dämonen aus den Taufbewerbern
(Katechumenen)³. Das Ritual war vierteilig
- exsufflatio: fortblasen, den Teufel austreiben
- insufflation: heineinblasen, den Heiligen Geist
- abrenuntatio diaboli: Absage an den Teufel (klare Willenserklärung)
- exorcismus: faktische Austreibung der Dämonen
Dies zeigt, dass die frühe Kirche die Realität der Dämonen sehr ernst nahm und
deshalb beim Übertritt in das Reich Gottes die Reinigung des "Hauses"
sehr gründlich vornahm. Dabei scheint der Mund als Organ des Blasens eine
wichtige Rolle als Pforte in und aus dem Menschen zu haben.
Was der Text heute bewirken kann
1. Information
Wer ist der Herr aller Mächte? Was ist Wesen und Verhaltensweise der Dämonen?
2. An vielen Stellen gibt Jesus seinen Jüngern den Auftrag, selber, wie er, die
Dämonen auszutreiben als Ausdruck des angebrochenen Gottesreiches und dessen
Überlegenheit (Lk 9, 1; 10, 17 f; Mk 16, 17). Beide Male ist die Verkündigung
eng mit dem Befreiungsauftrag gekoppelt. Eine Kirche, die das Evangelium
predigt, ohne den Gegner ihrer Predigt zu kennen, wird sich eine Niederlage
nach der anderen holen - bis die Prediger resignieren. Wer den Gegner aber
kennt, kann den Kampf aufnehmen und siegen im Namen Jesu.
3. Es entsteht Mut zum Handeln. Rituale sind möglich, entscheidend aber ist der
Glaube an Jesus und das Wort aus seinem Munde (Eph 6, 17).
4. Dämonen, die einen Unterschlupf suchen, scheint es viele zu geben. Sie sind
wie Staubkörner: wir sehen sie nicht, aber wir erkennen ihre Auswirkungen
(Niedergeschlagenheit, keine Lust zum Beten, zwanghaft unreine Gedanken,
Kontrollverlust bis zur Sucht etc.). Jeder kann sie jederzeit "erwischen".
Darum ist es nötig, immer wieder sich zu reinigen: durch das Sich-Lossagen,
(Hausrecht ausüben), Jesus sein Leben übergeben und den Heiligen Geist
einladen. Ein Christ zieht immer neu die Waffenrüstung Gottes (Eph 6, 10 ff)
an; deren Kurzform heißt: "das Blut Jesu".
5. Der Text bewirkt weiter Aufmerksamkeit in Bezug auf die Unterscheidung der
Geister:
· in wessen Namen treibt einer Dämonen aus (vgl. Lk 9, 49+50);
· wessen Ehre steht am Ende da: die des Wundertäters oder die Ehre Gottes, wie
bei Jesus;
· welche Auswirkungen zeigen sich? Kommt der Befreite Gott näher? Kommt sein
Leben allmählich in Ordnung, aus dem Chaos in die Schönheit?
· Ist das übrige Leben des Exorzisten klar von einer Christus-Beziehung geprägt
(Mt 7, 22+21)?
Wie der Text im Hauskreis lebendig wird
· Zum Einstieg die Eingangsgeschichte einfach lesen. Anschlussfrage: Hat jemand
schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
· Text vorlesen (Luther und eine neuere Übersetzung) und die Abschnitte
erkennen.
· Impuls 1: Was wäre, wenn uns die Bibel nichts über die Existenz von Dämonen
sagen würde?
· Impuls 2: Was erkennen wir in diesem Text konkret über Wesen und Werk der
Dämonen?
· Impuls 3: Jesu undualistischer Umgang mit den Dämonen. (Hier kann Lk 8,26 ff;
Mk 9, 14 ff u.a. mit herangezogen werden.) Dazu 1 Joh 3, 8.
· Impuls 4: Jesus überträgt seine Vollmacht auf die Jünger (Lk 9, 1; Mk 16,
17), realisiert z. B. bei Paulus Apg 16, 16-22, bei Joh. Chr. Blumhardt oder
ganz normal im Hauskreis (s. Eingangsgeschichte).
· Impuls 5: Übertragung auf uns. - Einer (der Leiter/die Leiterin) liest Eph 6,
10-17 vor. Danach spricht er/sie folgende Sätze vor, die jeder , der möchte,
freiwillig nachsprechen kann, nachdem sie einmal vorgelesen worden sind:
"Ich ergreife die Autorität, die mir Gott für mein Leben gegeben hat
/.....
und erkläre: /.....
Keine Macht der Finsternis hat ein Wohnrecht in oder bei mir /.......
Du verlässt augenblicklich mein "Haus" /.... (einige Male ausblasen)
/.......
(wenn an dieser Stelle ein Gähnen, Husten oder Schreien entsteht, so ist das
gut so)
und ich erkläre: /....
Jesus Christus ist mein Herr. /......
Er soll in mir wohnen. /.....
Ich lade den Heiligen Geist ein, mich zu erfüllen. /.....(einige Male bewusst
einatmen), (wenn möglich, kann der Leitende auch von einem zum anderen gehen
und ihn leicht 2 - 3 mal anblasen.)
Ich danke dir, Jesus, für deine Befreiung / .....
und nehme sie jetzt im Glauben fest an. /....
Vergib mir alle meine Sünden durch dein Blut /....
und zeige mir, wo ich dem Teufel immer wieder eine Tür aufgemacht habe./....
Ich schließe jetzt diese Türe ab /....
und stelle mich unter die Kraft und den Schutz deines Blutes. /.....
Ich ergreife voll Freude deine Waffenrüstung." /......
Nun können die Teilnehmer zusammen Eph 6, 13-17 im Ich-Stil lesen. "Ich
ergreife die Waffenrüstung Gottes... .....Amen."
Literatur
1) aus: Macht Bahn! Thesen zur Erweckung der Kirche, Ortwin Schweitzer, 3.
Aufl.
1992, S. 71
2) bei: Gottfried Voigt, Der schmale Weg. Homiletische Auslegung der
Predigttexte.
Neue Folge: Reihe I, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1978, Seite 177
3) G. Voigt, a.a.O. S. 176
Ortwin Schweitzer