© 2004 – Hauskreisarbeit der Evang. Landeskirche, Württ.
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Bibel
aktuell, Nr. 92
Günstige Rahmenbedingungen
für einen neuen Hauskreis
Immer wieder treffe ich auf
Mitchristen, die fasziniert sind von der Möglichkeit, das Christsein auch
anderer Mitmenschen in einem Hauskreis zu intensivieren:
- Vielleicht haben sie vormals selber gute Erfahrungen in einem Hauskreis
gemacht.
- Vielleicht haben sie auch davon gehört, dass Hauskreise das Christsein einer
Kirchengemeinde in mehr Nähe zur urchristlichen Vitalität und Lebensweise zu
bringen vermögen.
So entsteht dann der verständliche Wunsch, einem Hauskreis "vor Ort"
ins Leben zu helfen.
Aber zugleich ist auch ein Zögern spürbar:
- Ist es von Gott her an der Zeit für einen neuen Hauskreis?
- Ist es von den Rahmenbedingungen "vor Ort" her überhaupt
"dran"?
Ein Hauskreis "nach Gottes Willen"
Von Gott her kann es nicht falsch sein für die Multiplikation (Vermehrung) von
Hauskreisen.
Jesus selber hat seinen Glauben in der Form eines "Jünger-Hauskreises im
unterwegs" gelebt.
Und demzufolge hat der Heilige Geist die Christen der ersten Jahrhunderte -
obwohl andere
Modelle vom Juden- und Heidentum her gängig waren - nach der Weise von
Hauskreisen
"organisiert".
(Vgl. auch den Artikel in diesem Heft (Bibel aktuell Nr. 92): "Was ist
‚biblisch' an einem
Hauskreis?")
Nach diesem grundsätzlichen Ja Gottes zur Gründung eines Hauskreises stellt
sich aber die
Frage nach dem "rechten Augenblick".
Darum gilt es zu beten und dazu gibt Gott uns immer wieder hilfreiche Hinweise
und Wegweiser z. B.
- Es finden sich zwei oder drei Ehepaare, die gerne als "Kerntruppe"
einfach mal miteinander einen Hauskreis beginnen, um dann zu schauen, ob
allmählich "Neue" dazustoßen.
- Es gibt in der Gemeinde Christen mit gleicher Lebens-Problematik (z.B. Männer
im Berufsleben, Witwen oder Mütter mit kleinen Kindern), die sich gerne
intensiver und regelmäßig treffen möchten. Daraus können sich christliche
Begleitgruppen mit gleicher Lebenswelt bilden.
- Es gibt Christen (z.B. Ehepaare), die aus unterschiedlichen Konfessionen und
Glaubens-Richtungen kommen, die miteinander ein überkonfessionelles,
"ökumenisches" Christsein entdecken und leben wollen. Das wäre dann
ein Hauskreis, der nicht "automatisch" in einem bestimmten
Gemeindeprofil aufgehen kann, sondern "Brückenbauer-Funktion" haben
könnte.
- Es gibt engagierte Gemeindeglieder, die nicht immer nur "für andere da
sein wollen" (als Jungscharleiter, Kirchengemeinderat,
Frauenkreis-Leiterin u.ä.) sondern die selber so etwas wie eine persönliche
"Auf-Tank-Stelle" für ihr Christsein brauchen. Das wäre dann eine Art
"Mitarbeiter-Hauskreis".
- Es gibt "Kirchenferne" bzw. "Kirchenenttäuschte", die
Suchende nach dem Glauben sind - aber einen Kreis des Christseins suchen in
gewissem Abstand zur bestehenden Kirchengemeinde.
Wir sehen: Oft hat Gott das "Feld für Hauskreise" schon längst
zubereitet - wir müssen die
Menschen dazu nur erst entdecken, ansprechen und für eine Intensivierung des
Christseins durch
Hauskreise begeistern.
Von daher ist es sehr verheißungsvoll, mit Gott in beständigem (Gebets-)Kontakt
zu bleiben:
Wo sind von ihm her Impulse und Zeichen, die zur Gründung eines Hauskreises
ermutigen?
Günstige Rahmenbedingungen durch "Umstände vor Ort"
Wo eine"Hauskreisfreundliche" Verkündigung in einer Gemeinde
geschieht, da werden
Hauskreise nicht zu "Schattengewächsen", sondern zu
"Gewächshäusern" der Kirche. (Wo Hauskreise nur "geduldet"
bzw. "gelitten" sind, brauchen sie eine stabile Eigenorganisation
möglichst verknüpft in einer überregionalen Hauskreisbewegung.)
Wo eine Kirchengemeinde bereit ist, mit Hauskreisen "gegenseitige Rechte
und Pflichten" zu vereinbaren, kann es zur allmählichen Multiplikation von
Hauskreisen sowie zu einer Verlebendigung des Gemeindelebens kommen.
Am besten ist es, wenn Hauskreise an einem Gemeinde-Entfaltungs-Konzept
mitwirken unter der Überschrift:
- Was können Hauskreise für die Zukunft der Kirche tun?
- Was kann die Gemeinde zur Zukunft der Hauskreise anbieten?
Wo in einer Gemeinde so genannte "Neue Gottesdienste" entstehen,
besteht oft unter den Besuchern das Bedürfnis, sich "intensiver" mit
dem neu erfahrenen Christsein zu beschäftigen. Das sind dann oft
Entfaltungsräume für Haus-Gesprächskreise.
Glaubenskurse und ähnliche glaubensbildende Aktionen - besonders, wenn sie
Gesprächs-Phasen bzw. Elemente von "Murmelgruppen" enthalten, wecken
oft den Wunsch nach häufigeren "Austausch-Gruppen von Dingen, über die man
sonst nicht mit jedem sprechen würde".
Ist eine Gemeindesituation "unwirtlich" bzw. "zerstritten",
dann erhalten oft gerade die Hauskreisgruppen die Chance, "Stabilisatoren
eines lebendigen, persönlichen Glaubens und Christseins" zu werden.
Unter der gesellschaftlichen Überbewertung des Individualismus und der
"Unverbindlichkeit" schlummern oft Grundbedürfnisse der Menschen, irgendwo
doch ein "Zuhause" zu finden. Da können Hauskreise so etwas wie
"Erfahrungsorte der Familie Gottes" werden. - Besonders in
gesellschaftlichen oder persönlichen Krisenzeiten wächst die Offenheit von
"Individualisten mit Single-Bewusstsein" für Hauskreise.
Wie der Text im Hauskreis lebendig wird
Überlegen Sie einmal miteinander, wie viel Chancen Ihr Hauskreis mit folgendem
"Abkommen" bei der Kirchengemeinde hat:
1. Die Hauskreise "vor Ort" haben - neben anderen Gemeindekreisen -
regelmäßig das Recht und die Pflicht, gabengemäß an einem Gottesdienst
mitzuwirken:
Z. B. einzelne Gottesdienst-Phasen selber (mit) zu gestalten (Begrüßung,
Gebete, Schriftlesung, Predigtteile, anschließendes Kirch-Kaffee usw.).
2. Die Hauskreise "vor Ort" haben - neben anderen Gemeindekreisen -
das Recht und die Pflicht, jeweils eine Konfirmandengruppe und deren Eltern mit
zu begleiten:
Z. B. die Jugendlichen zu gemeinsamen Unternehmungen oder auch einmal zu einem
Hauskreisabend einladen;
mit dem Pfarrer Kontakt aufzunehmen, wenn den Konfirmanden etwas nicht gefällt;
Treffen mit den Konfirmanden-Eltern haben usw.
3. Die Hauskreise "vor Ort" haben - neben anderen Gemeindekreisen -
das Recht und die Pflicht, jeweils zwei Vertreter in das regelmäßig
stattfindende Mitarbeitertreffen zu entsenden - und somit an Entscheidungen des
Kirchengemeinderates vorbereitend mitzuwirken.
Jens Plinke